Kann Microsoft die besten Apps von Apple und Google einfach übernehmen?
Dank Windows 10 kann man jetzt für Smartphones, Tablets, PCs und die Xbox One Apps aus einem gemeinsamen App Store laden. Diese Strategie gibt Microsoft (WKN:870747) im PC-Geschäft noch mehr Hebelwirkung, weil damit die Anzahl an Apps für Smartphones und Tablets in einem Zug verstärkt wird.
Allerdings will man noch einen Schritt weiter und über das eigene Ökosystem hinausgehen, indem man Entwickler für iOs und Android dazu ermutigt, ihre Apps auch für Windows zur Verfügung zu stellen. Das soll mittels “Windows Bridge” geschehen. Windows Bridge für Android ist nach wie vor in der geschlossenen Beta-Phase, die Version für iOs befindet sich aber mittlerweile in einer öffentlichen Version. Microsoft erwartet, dass die finale Version im Herbst auf den Markt kommen wird.
Wird sich Microsofts ehrgeiziger Plan, die besten Apps einfach “wegzuklauen”, als raffiniert herausstellen, oder haben Google (WKN:A0B7FY) und Apple (WKN:865985) einen uneinholbaren Vorsprung im Geschäft mit dem App Store?
Microsofts Probleme mit Apps
In der Vergangenheit war Microsofts Strategie mit Apps ein einziges Chaos. Es gab einen App Store für Windows Phones, und dann noch einen anderen für Geräte mit Windows 8/RT.
Das war noch nicht alles, denn Geräte mit Windows RT hatten Prozessoren von ARM, und die konnten keine Software für Prozessoren für x86 nutzen. Die Tatsache, dass Windows Phones, Windows 8 und Windows RT nicht besonders beliebt waren, hielt die Entwickler für Apps auf Abstand.
Anfang 2015 hatte man für alle Windows Geräte insgesamt 560.000 Apps gegenüber 1,4 Millionen Apps für iOs und Android im Google Play Store. Apple und Google nehmen sich beide 30% der Verkäufe, Microsoft behält am Ende zwischen 20% und 30%, je nachdem, wie viel insgesamt verkauft wurde.
Wachstumspotenzial
Im letzten Quartal berichtete Microsoft, dass der Umsatz mit Windows 22% gegenüber dem Vorjahr gesunken sei (etwa 683 Millionen USD), da der PC-Markt insgesamt schwächelt und man darüber hinaus auf Windows 10 gespannt war. Da es mit einer umsonst erhältlichen Update-Version zu Windows 10 weitergehen sollte, dürften sich die Zahlen nicht unbedingt schnell ändern. Microsoft kann also den Store nach Profiten erkunden, um die Rückläufigen Einnahmen zu bändigen.
Apple hat berichtet, dass die Apps im Jahr 2014 für die Entwickler über 10 Milliarden USD in Umsätzen geschaffen haben, und das war, nachdem sich Apple die 30% vom Kuchen abgeschnitten hat (etwa 4,3 Milliarden USD). Im letzten Juni hat Google verlauten lassen, dass man Entwicklern über die vorangegangenen 15 Monate 5 Milliarden USD ausgezahlt hätte, nachdem man 2 Milliarden eingestrichen hat.
Microsoft macht keine genauen Angaben darüber, was der Windows Store so umsetzt. Aber wenn man sich den Marktanteil von Windows Phones von 3% und Windows 8/RTs Anteil von 16% bei PCs ansieht, dann kann es sich nicht um eine riesige Zahl handeln. Wenn aber Windows 10 den Windows-Markt zusammen führt und die Linie zwischen PC und Mobilgeräten verwischt, dann könnte die Zahl schon bald besser aussehen.
Microsofts CEO Satya Nadella hat neulich vorgegeben, dass Windows 10 innerhalb der nächsten drei Jahre auf einer Milliarde Geräten installiert sein soll. Das ist eine satte Zahl, aber wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass Apple im Januar sein Gerät Nummer 1 Milliarde an den Mann gebracht hat, und die Gesamtzahl der ausgelieferten Android-Geräte im letzten Jahr 1 Milliarde beträgt. Die Aussagen von Nadella hat man natürlich auch bei Entwicklern vernommen, die jetzt ihre Apps mittels Windows Bridge auf Smartphones, Tablets, PCs und die Xbox bringen können.
Vorsicht vor Hürden
Microsofts Strategie ist clever, allerdings hat sich auch ein paar offensichtliche Nachteile. Viele Apps, die Touchscreens unterstützen, werden nicht ganz so geschmeidig auf PCs oder der Xbox laufen. Mobile Apps werden auf großen Monitoren und Fernsehern nicht so schön aussehen, wenn man sie aufbläht, ohne dass sich die Auflösung anpasst.
Wenn diese Apps nicht behutsam angepasst und optimiert werden, dann könnte der Windows App Store wieder jede Menge Apps mit zweifelhafter Qualität haben. Das ist bereits einmal passiert, als Windows im Jahr 2013 jedem Entwickler 100 USD pro angebotener App zahlte. Damals verbrachte man dann die anschließenden Monate damit, wertlose Apps zu entsorgen und den Standard für die Aufnahme anzuheben.
Ein sinnvoller Start
Microsoft wird wohl nicht in der Lage sein, demnächst die Lücke zu Apple und Google zu schließen. Aber indem man den App Store für Windows 10 vereinheitlicht und den Prozess zur Konversion vereinfacht, unternimmt man schon einmal einen Schritt in die richtige Richtung.
Anstatt die Schwächen mit einem verwirrenden Angebot für seine vergleichsweise unbeliebten Telefone und Tablets allen offensichtlich zu machen, stellt man mit “einem Windows” die Stärken und Einfachheit heraus. Das könnte zu zusätzlichen Umsätzen durch Apps führen und Microsoft nach und nach dabei behilflich sein, vom Geschäft mit Windows-Lizenzen zu lösen.
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The Motley Fool empfiehlt Apple, Google (A Aktien) und Google (C Aktien). The Motley Fool besitzt Aktien von Apple, Google (A Aktien), Google (C Aktien) und Microsoft.
Dieser Artikel von Leo Sun erschien am 12.8.2015 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.