Ist der Pessimismus hinsichtlich Dürr gerechtfertigt?
Die Aktionäre von Dürr (WKN:556520) haben ein enttäuschendes Jahr hinter sich: Seit dem Allzeithoch im April 2015 ist der Aktienpreis der Firma um fast 50 % gesunken. Der weltweit führende Lackieranlagenbauer ist damit einer der schlechtesten Performer der letzten 12 Monate im MDAX.
Was sind die Gründe für den Kursabsturz und ist der Pessimismus gerechtfertigt? Worauf sollten wir uns im kommenden Geschäftsbericht konzentrieren? Wenn du die Antworten zu diesen Fragen wissen möchtest, lies weiter.
Warum der Aktienkurs abgestürzt ist
Dürr ist sehr abhängig von der Automobilindustrie: Das Unternehmen hat knapp 80 % des Umsatzes von 2014 mit Autoherstellern erwirtschaftet. Eine schlechte Stimmung in der Automobilbranche hat also negative Auswirkungen auf die Geschäftsperspektive des Unternehmens, und die zweite Jahreshälfte vom letzten Jahr hat für genügend Unruhe gesorgt.
Erst gab es die „Abkühlung“ in China und damit verbunden die Sorgen um einen Einbruch im globalen Automarkt. Kurz danach kam Dieselgate: Volkswagen (WKN:766403) hat zugegeben, Abgaswerte mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Der Skandal wird VW viele Milliarden Euros kosten – und setzt Dürrs wichtigsten Kunde auf einen Sparkurs – und wirft einen Riesenschatten über die gesamte deutsche Automobilindustrie.
Gleichzeitig machen sich die Analysten Sorgen um die im Jahr 2014 getätigte Übernahme von Homag (WKN:529720), einem weltweit führenden Unternehmen im Bereich holzverarbeitender Maschinen. Viele Beobachter stellen in Frage, warum Dürr in eine komplett neue Industrie einsteigen will, besonders wenn die neue Industrie schlechtere Renditen hat als das Kerngeschäft.
Der Pessimismus ist aber nicht gerechtfertigt
Ich denke, dass die oben genannten Sorgen falsch sind und – obwohl jeweilige Schwankungen in der Automobilindustrie kurzfristige Auswirkungen auf das Geschäft von Dürr haben können – die langfristigen Perspektiven in der Autoindustrie weiterhin solide sind. Die weltweite PKW-Produktion soll laut Angaben von Dürr bis 2019 jährlich um 5 % steigen und die alten Lackierereien (75 % der nordamerikanischen und 60 % der europäischen Lackierereien seien älter als 20 Jahre) müssen auch modernisiert werden. Die stark gewachsene installierte Basis von Lackierrobotern bietet auch eine gute Möglichkeit, mehr Umsatz mit Dienstleistungen zu schaffen.
Das Unternehmen arbeitet auch aktiv daran, seine Abhängigkeit von der Autobranche zu reduzieren. Die Übernahme von Homag ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung: Im Jahr 2015 sollten nur 60 % des Umsatzes von der Autoindustrie kommen. Auch Homag ist Weltführer in seiner Nische, mit einer renommierten Technologie und ohne große Konkurrenten, aber mit Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Globalisierung und Dienstleistungen, wobei die Erfahrungen von Dürr hilfreich sein werden.
Darauf solltest du im Geschäftsbericht achten
Dürr veröffentlicht die vorläufigen Zahlen für das Vorjahr am 25. Februar und ich werde mich auf die folgenden Themen konzentrieren:
- Die Homag-Akquisition – Ich möchte verstehen, in welche Richtung sich die neue Sparte entwickelt: Wie groß ist der Umsatzwachstum? Wie entwickelt sich die Marge? Gibt es schon spürbare Synergien? Wie viele einmalige Kosten hat die Integration verursacht?
- Die Entwicklung der Lackieranlagen–Bestellungen – Wie viel Neugeschäft kommt von den Schwellenländern und von Modernisierungen (dem sogenannten „Brownfield“-Geschäft)? Wie stark wachsen Dienstleistungen? Gibt es irgendeinen spürbaren Einfluss vom Dieselgate?
- Das Wachstum der Sparte „Application Technology“ außerhalb der Automobilindustrie – Um die Abhängigkeit von der Autobranche zu reduzieren, beginnt Dürr damit, Lösungen bei dem Auftragen von Farben, Klebstoff- und Dichtungslösungen auch außerhalb der Autoindustrie anzubieten. Es wird interessant zu sehen, wie viel Erfolg die Firma hat.
- Prognose – Wie sieht Dürr seine Umsatz- und Profitentwicklung für das kommende Jahr und mittelfristig, besonders in den oben genannten drei Bereichen?
Foolishes Fazit
Der Aktienpreis von Dürr wurde in den letzten Monaten stark von den Entwicklungen in der Automobilindustrie und von den Sorgen um die Homag-Übernahme gedrückt. Die langfristigen Perspektiven der Firma sind jedoch stark.
Diese Kombination könnte eine gute Chance für Foolishe Anleger bieten. Füge Dürr also zu deiner Watchlist und folge uns auf Fool.de für die besten Updates zum Unternehmen.
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Miklos Szekely besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.