Der Brexit und die Ölpreise
Was ist passiert? Rohölpreise sind am Freitag im Zuge der überraschenden Entscheidung des Königreichs, die EU zu verlassen, gefallen. Öl verlor 4,5 % Wert und lag wieder bei unter 50 US-Dollar pro Barrel. Das hat sich auch bei den Aktien in der Branche bemerkt gemacht – BP (WKN:850517) und Royal Dutch Shell (WKN:A0D94M) verloren beide 5 % bis zum Abend.
Diese Verluste sehen im Vergleich zu den anderen europäischen Öl-Aktien regelrecht harmlos aus. Statoil (WKN:675213) und Total (WKN:850727) verloren 6 % bzw. 9 %. Sogar große unabhängige Unternehmen aus den USA haben was abbekommen, so rutschte u.a. ConocoPhillips (WKN:575302) zusammen mit dem Rohölpreis ab.
Na und? Abgesehen davon, dass die politische Entscheidung für sich allein schon rätselhaft genug ist, lastet die unsichere Aussicht auf die Zukunft schwer auf den Rohölpreisen. Der Markt weiß nicht, wie Großbritanniens Entscheidung den Verbrauch von Öl im Königreich und weltweit beeinflussen wird. Großbritannien ist im weltweiten Vergleich kein Spitzenabnehmer von Öl, die 1,6 Millionen Barrel täglich bedeuten lediglich 1,6 % des weltweiten Verbrauchs. Mit 11,1 Millionen Barrel täglich ist die EU-Zone hingegen schon ein großer Player, liegt damit gerade mal hinter China. Die eigentliche Sorge besteht darin, dass das Königreich lediglich der erste Aussteiger in einer ganzen Reihe sein wird, was zu harten wirtschaftlichen Veränderungen führen und den Ölverbrauch neu aufstellen würde.
Dazu kommen die Überlegungen von Unternehmen, die in Großbritannien und der Eurozone aktiv sind. Die nämlich müssen sich überlegen, was zu tun ist, sobald GB nicht mehr Teil der EU ist. Es könnte schwieriger werden für Global Player, Mitarbeiter zu finden, was einige Unternehmen dazu veranlassen könnte, das Geschäft nach außerhalb von GB zu verlegen. BP hat allerdings schon versprochen, dass man die Zentrale in London lassen will. Dennoch könnte es sich jetzt für die großen Unternehmer schwieriger gestalten, Mitarbeiter vom einen an den anderen Standort zu verlegen. So könnte es Total und Statoil nicht mehr so einfach gelingen, die Angestellten aus GB in andere Teile der Erde zu entsenden, wenn GB nicht mehr Teil der EU ist.
Weiterhin ist nicht gewiss, wie der Brexit die Öl- und Gasförderung in der Nordsee beeinflussen wird. ConocoPhillips, BP, Royal Dutch Shell, Total und Statoil sind nur einige der Unternehmen, die in der Region Ölplattformen zur Förderung nutzen. Es gibt die Befürchtung, dass GB demnächst neue Gesetze einführt, die einen negativen Einfluss auf die Ölindustrie haben werden. Veränderungen in der Legislative könnten beispielsweise dazu führen, dass ConocoPhillips sich von seinen Assets in der Nordsee trennt, auch wenn man noch vor nicht allzu langer Zeit ein Angebot abgelehnt hat. Es wäre auch keine große Überraschung, wenn der Brexit dazu führt, dass Energieunternehmen erstmal Abstand von neuen Investitionen in der Gegend nehmen, so lange, bis bekannt ist, was die Änderungen für die Branche genau bedeuten.
Der Abrutsch vom Freitag bei Rohöl und den anderen Märkten bedeutet vor allem eines: Unsicherheit. Nicht nur waren die Märkte nicht auf das Ergebnis aus dem Königreich vorbereitet, es bedeutet zusätzlich noch eine Vielzahl anderer Veränderungen. Natürlich geht das mit Ängsten einher, und Angst kann schon schwer auf dem Rohölpreis lasten.
Und jetzt? Das Ergebnis des Brexit hat das ganze System geschockt. Und deswegen wird es ein bisschen dauern, bis man wieder einen Normalzustand erreicht. Solange aber die Nachfrage nach Öl nicht drastisch abnimmt, dürfte der Brexit dem Ölmarkt langfristig nicht allzu viel anhaben können.
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The Motley Fool empfiehlt Statoil und Total.
Dieser Artikel von Matthew di Lallo erschien am 24.6.16 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.