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Radikalisierung in den USA: Auf diese Warnzeichen sollten Anleger achten

Foto: Pixabay, Comfreak

Wenn in den USA wieder vermehrt Heil-Rufe zu hören sind, wenn mit Steve Bannon ein Typ vom Format von Joseph Goebbels als Chefberater in das Weiße Haus einzieht und wenn Menschen, die nicht dem Leni-Riefenstahl-Ideal entsprechen, lächerlich gemacht werden – dann kommen bei vielen im deutschsprachigen Raum dunkle Gedanken hoch.

Aber was bedeutet das alles für uns Anleger? Ist jetzt die Zeit, in den Krisenmodus zu wechseln oder können wir unsere bewährten Foolishen Strategien weiterverfolgen? Ich denke, das kommt darauf an, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Hier ist, auf was du achten musst.

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Darum besteht kein akuter Handlungsdruck

Fidel Castro überlebte 10 US-Präsidenten, aber die Amtseinführung von Trump im Januar musste er nicht mehr haben. Bis dahin müssen auch die Wahlmänner und -frauen der Bundesstaaten am 19. Dezember noch ihren jeweiligen Wählerauftrag ausführen.

Zwar will Trump sofort mit seinem 100-Tage-Programm loslegen, aber viele umstrittene Wahlkampfthemen, wie beispielsweise Aktionen gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen oder die Lockerung der Umweltschutznormen, haben kaum direkte Auswirkungen auf die Lage von Unternehmen.

Diese dürfen sich vielmehr auf niedrigere Steuersätze, Deregulierung, staatliche Investitionsprogramme, billigere Energiekosten und Abschottung gegen die unliebsame asiatische Konkurrenz freuen. Davon profitieren auch Industriekonzerne hierzulande, denn die meisten sind mit eigenen Produktionsstandorten stark in den USA präsent.

Folgerichtig haben sich die Aktienkurse in den letzten Tagen sehr fest präsentiert. Aber was auf Sicht von einigen Quartalen vielleicht positiv aussieht, das kann sich im Laufe der Legislaturperiode völlig anders darstellen.

Die zwei Seiten Trumps

Während Obama für meine Begriffe von Anfang an gut einschätzbar war (obwohl es auch dort erhebliche Befürchtungen von anderer Seite gab, er würde die USA kommunistisch machen), ist dies bei Trump schwierig. Dessen Persönlichkeit hat viele widersprüchliche Facetten. Einige davon sorgen bei vielen von uns für Beunruhigung, andere machen durchaus Hoffnung.

Auf der positiven Seite kann er für sich verbuchen, ein guter Vater zu sein, was ja schon mal eine gute Grundlage sein kann. Das hat ihm selbst seine Widersacherin Clinton bescheinigt. Zudem kann er viel Erfahrung im Aushandeln von Deals und der Initiierung von großen Bauprojekten in die Waagschale werfen. Auch sein Vorhaben, mit gewissen Auswüchsen des Washingtoner Filzes aufzuräumen, sehe ich positiv.

Aber dann sind da eben die anderen Sachen, die schwer zu ignorieren sind, darunter seine Abneigung gegen fast alles Fremde, seine Nähe zur Waffen-Lobby, seine zögerliche Abgrenzung gegenüber der White-Supremacy-Bewegung sowie seine immer wieder zur Schau gestellte Rücksichtslosigkeit. Dass er zudem Steve Bannon an seine Seite geholt hat, den Leiter des provokativen und ziemlich rechtsextremen Mediums Breitbart, lässt durchaus Schlimmeres befürchten.

Fakt ist aber, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht wissen können, wie es weitergeht und welche Schwerpunkte Präsident Trump tatsächlich setzen wird.

Darauf solltest du jetzt achten

Jetzt in der Übergangsphase gibt sich Trump vermehrt präsidentiell und umsichtig. Aber selbst wenn er in seinen polarisierenden Stil zurückfällt, wird sich für Unternehmen nicht von einem auf den anderen Tag groß etwas ändern. Denn bei den allermeisten politischen Maßnahmen gibt es Übergangsperioden, die der Wirtschaft Zeit geben, sich an die neuen Bedingungen anzupassen.

Sollte es beispielsweise Handelseinschränkungen geben, wird sicherlich der aus Deutschland exportierende Mittelstand betroffen sein. Die meist weltweit präsenten börsennotierten Konzerne sollten hingegen damit zurechtkommen. Überhaupt will Trump ja die einheimische Wirtschaft hofieren, damit sie wieder mehr Arbeitsplätze im produzierenden Sektor schaffen.

Eine gewisse Gefahr sehe ich lediglich darin, dass sich das derzeit aufgeheizte Klima aufschaukelt und so zu Verwerfungen führt, die auch auf die internationale Wirtschaft ausstrahlen.

Außenpolitisch wäre hier einerseits an einen intensivierten Handelskrieg mit China zu denken, worunter auch Europa leiden würde. Andererseits könnte ein unkonventionelles Vorgehen in Vorderasien viel Schaden anrichten.

Innenpolitisch ist nicht auszuschließen, dass die gestärkten rechtsextremen Kräfte und Waffen-Fans Unruhen provozieren, eventuell noch angestachelt aus dem Ausland, wo etwa Russlands Staatsmedien im Verdacht der Einflussnahme stehen.

Dass einige Milliardäre rund um George Soros nun womöglich Trump das Leben so schwer wie möglich machen wollen, wie das US-Magazin Politico spekulierte, würde ich in diesem Zusammenhang für keinen positiven Beitrag halten. Klüger wäre es, den Ball flach zu halten, wie es beispielsweise Warren Buffett macht, wenn er seine Mitbürger nun auffordert, wieder nach Einheit und Versöhnung zu streben.

Extrembeispiele wie Castros Kuba oder auch Venezuela zeigen, dass eine Radikalisierung der Opposition in sich aufschaukelnden Wechselwirkungen auch zu entsprechenden Reaktionen bei den Regierungen führen kann.

Auch die USA kennen solche Phasen, wenn man sich beispielsweise an die unheilvolle McCarthy-Ära um 1950 erinnert, in der nicht nur ganze Bevölkerungsgruppen unterdrückt wurden, sondern zudem von Präsident Truman bei Ausbruch des Koreakrieges der „Nationale Notstand“ ausgerufen wurde.

Was also tun?

Vorstellbar sind tatsächlich die verschiedensten Entwicklungen, und ich denke, dass Präsident Trump von seiner Veranlagung her durchaus in der Lage wäre, sein Land oder sogar die halbe Welt ins Chaos zu stürzen. So wie es derzeit aussieht, hat er allerdings kein Interesse daran, die derzeit stark polarisierte Stimmung weiter anzuheizen. Vielmehr möchte er beweisen, dass er der bessere Dealmaker ist als sein Vorgänger.

Wenn er sein Wahlprogramm durchzieht, dann erwarte ich, dass sich positive und negative Effekte für die Wirtschaft weitgehend aufheben. Auch zeigt die Erfahrung, dass es oft Jahre dauert, bis sich die Wirkung von politischen Initiativen entfaltet. Vielleicht hilft es uns auch, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass sich die Börsen unter dem ähnlich polarisierenden George W. Bush jahrelang ordentlich entwickelten.

Deshalb können wir uns als Anleger zunächst weiterhin darauf konzentrieren, die besten Unternehmen zu identifizieren, ohne der Politik allzu viel Beachtung zu schenken.

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