3 Lektionen aus der US-Präsidentschaftswahl für Anleger
Der neu gewählte US-Präsident Donald Trump hat eine bislang einzigartige Kampagne genutzt und dabei einen spektakulären Rückstand hinter der Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, wettmachen können. Die Medien sind noch immer voll von Berichten über das überraschende Resultat, auch in Bezug darin, was das Ergebnis für die Zukunft der Politik bedeuten könnte.
Nicht nur ist das Ergebnis aus politischer Sicht interessant, es hält auch für Investoren einige Lektionen bereit, die man im Hinterkopf haben sollte.
Vorsicht vor vorschnellen Schlüssen
Direkt nach den Wahlergebnissen hat die Comedy Show Saturday Night Live einen Sketch gebracht, in dem die Bewohner der US-West- und Ostküsten in Blasen leben, in denen es unmöglich erschein, dass Trump die Wahl gewinnen würde. Die Medien selber sind vorrangig in Los Angeles und New York angesiedelt, und die meisten Berichte vor der Wahl spiegelten die Verhältnisse in eben jenen Regionen wider, Bastionen der Demokraten. Was Trump und seine Erfolgsaussichten anging, suggerierte der Sketch, schien es für Angehörige der Medien demnach als ausgeschlossen, dass Trump Präsident werden könnte.
Da somit Trump als im Vorhinein gescheitert galt und selbst viele traditionell eher republikanisch gesinnte Medien Trump als Trottel darstellten, gab es einfach nicht viele Berichte darüber, die sich mit einer möglichen Präsidentschaft des Milliardärs befassten. Nur wenige Tage vor der Wahl hat das Orakel der Huffington Post Clintons Erfolgsaussichten auf 97,5 % beziffert. Sogar Ober-Nerd Nate Silver von FiveThirtyEight schätzte, dass Trump maximal 35 % Chance auf Erflog hätte – eine Prognose, die viele als zu optimistisch hielten.
Das alles ähnelt sehr dem katastrophalen Crash am Aktienmarkt Anfang des Jahrtausends, als die Internetblase platzte. Der riesige Optimismus, den das rasante Wachstum der Internet-basierten Unternehmen mit sich brachte, veranlasste viele Analysten dazu zu denken, dass trotz hoher Preise der Boom jetzt erst beginnen würde.
Beispiel: Im Jahr 2000 erreichte der Netzwerk-Gigant Cisco eine Bewertung von 546 Milliarden US-Dollar. Viele nahmen an, dass das Unternehmen bald schone eine Trillion wert sein könnte. Dieser Optimismus führte zu einer Blase, die erst platzte, als das Internetwachstum sich verlangsamte. Cisco erlitt den größten Dollar-Bewertungsverlust der Geschichte.
Es kann gefährlich sein, wenn sich alle zu einig sind. Das gilt für Investoren wie Analysten gleichermaßen, vor allem, wenn niemand mehr richtig die wichtigen Dinge hinterfragt.
Man weiß nie genau, wie Ereignisse den Markt beeinflussen
Selbst wenn eine Präsidentschaft von Trump von Anfang an als unwahrscheinlich galt, waren sich viele Analysten doch darin einig, dass sie verheerende Folgen für den Markt hätte. Bislang aber haben die Resultate nach den Wahlen erst gezeigt, wie schwer es ist vorauszusagen, welchen Effekt politische Resultate auf die Preise haben.
Der Erfolg von Trump hat zuerst schnell eine Verkaufswelle ausgelöst, aber der Dow Jones Industrial Average wie auch der S&P 500 konnten sich beide schnell erholen. In der Woche nach der Wahl sind beide sogar auf Rekordniveau gestiegen, wobei die Gründe dafür unklar sind.
Eine Studie vom Brookings Institute vom 8. November zeigte, dass die Wall Street eine Präsidentschaft von Clinton bevorzugte, die Demokratin hat deutlich mehr Spendengelder aus der Finanzwelt bekommen als Trump. Die erste Verkaufswelle nach der Wahl schien diese Studie zu belegen. Trotz allem stiegen die Indizes auf neue Rekordhöhen, auch wenn die Finanzwelt wohl nicht einverstanden war.
Es ist wohl sinnvoller und erfolgversprechender, wenn man sich damit beschäftigt, welche Auswirkungen große Events auf einzelne Unternehmen haben können, zumindest kurzfristig. Das dürfte dann auch erklären, weshalb Amazon in den Tagen nach der Wahl 9 % verlor – immerhin hatte Trump angekündigt, den Riesen mit höheren Steuern sowie einer Monopol-Klage belegen zu wollen. Aber kurzfristiges Denken ist natürlich nicht der Fool-Weg.
Der Wert von Disruption
Ganz gleich, ob man hinter Trump steht oder nicht oder gar keine Meinung zu ihm hat, man muss zugeben, dass wohl noch kein Präsidentschaftskandidat hat das Mantra vieler Tech-Unternehmen sich so zu eigen gemacht – das der Disruption. Von Anfang an hat der spätere Gewinner einen so klaren Unterschied zwischen sich und den anderen Kandidaten der Republikaner gezogen, sich bewusst den Traditionen verwehrt und gegen die Medien gewettert, die man eigentlich während der Kampagne unbedingt auf seiner Seite wissen will. Außerdem hat Trumps Team sich eine revolutionäre Digital-Strategie zu eigen gemacht.
In einem Interview mit Forbes sagte Berater und Trump-Schwiegersohn Jared Kushner, dass die Vorteile ihrer Kampagne in der Nutzung sozialer Netzwerke gegenüber regulären Anzeigen und Werbebotschaften liege:
Wir hatten keine Angst davor, große Veränderungen vorzunehmen. Dass etwas nicht klappte. Wir wollten es alles sehr schnell, sehr kostensparend machen. Und was nicht funktionierte, haben wir gleich wieder fallengelassen. Schnelle Entscheidungen – Dinge, die nicht hinhauten, wurden schnell geändert, und die, die erfolgreich waren, haben wir weiter verstärkt.
Viele haben sich darüber lustig gemacht, dass Trump und Team nicht genügend auf Daten, stattdessen vor allem auf Facebook und Twitter gesetzt hat. Sein Erfolg lässt die Kritiker jetzt dumm und kurzsichtig aussehen. Soziale Netzwerke haben die Art, wie Inhalte und Werbung geteilt werden, verändert. Trumps Team hat diese Online-Werkzeuge sehr schlau und effektiv bespielt, sie waren eine wichtige Waffe in seinem ungewöhnlichen Ansatz.
Es wird nicht immer möglich sein, im Geschäftsleben und Investieren alles über den Haufen zu werfen. Aber der jüngst gewählte Präsident Trump zeigt, dass es doch zuweilen unfassbare Ergebnisse bringen kann.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.com, Facebook und Twitter. The Motley Fool empfiehlt Cisco Systems. Dieser Artikel von Keith Noonan erschien am 3.12.2016 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.