5 DAX-Unternehmen, die es unter Buchwert zu kaufen gibt
Einige prinzipientreue Value-Investoren schwören noch immer darauf, die Gewinne eines Unternehmens nicht allzu genau zu untersuchen, sondern stattdessen die Bilanz zu betrachten. Schließlich misst nur sie, womit ein Unternehmen sein Geld wirklich verdient.
So hat auch Warren Buffett seine Karriere begonnen und war anfangs besonders auf der Suche nach Unternehmen, die es unter dem Buchwert zu kaufen gab. Da würde er heute sogar im DAX fündig werden. Also schauen wir uns doch einmal an, welche Unternehmen es gerade, technisch gesehen, quasi geschenkt gibt.
Die günstigsten Unternehmen im DAX sind in Krisenbranchen zu finden
Trotz der Rally seit der Finanzkrise hat sich der DAX schon seit Ewigkeiten nicht vom Fleck bewegt. Wenn man die Dividenden nicht berücksichtigt, ist er immer noch deutlich günstiger als zum Höhepunkt im Jahr 2000 und derzeit auch günstiger als vor der Finanzkrise.
Es sollte also nicht verwundern, dass sich am Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) gemessen einige Schnäppchen im deutschen Leitindex finden lassen. Bei diesem Bewertungsindikator setzt man den Aktienkurs im Vergleich zum Buchwert des Unternehmens, also was an Finanz- und Sachwerten alles in der Bilanz des Unternehmens steht. Am KBV gemessen sind die günstigsten Unternehmen derzeit die Folgenden:
Unternehmen | Kurs-Buch-Verhältnis |
Commerzbank | 0.29 |
Deutsche Bank | 0.31 |
Volkswagen | 0.66 |
Münchener Rück | 0.85 |
Allianz | 0.99 |
Quelle: Financial Times | (Stand: 02.12.2016) |
Wieso das Kurs-Buch-Verhältnis nicht alles ist
In einer perfekten Welt sollte die Bilanz den Wert eines Unternehmens perfekt widerspiegeln. Man könnte die einzelnen Teile des Unternehmens zu diesen Werten verkaufen und damit einen Erlös in Höhe des Buchwerts bekommen. Deswegen schwören bis heute viele auf das KBV als Bewertungsindikator. Gewinne können kommen und gehen, aber was bleibt ist das Kapital, womit diese Gewinne erwirtschaftet wurden.
Sobald man sich aber nicht mehr in der perfekten Welt befindet, sondern in der realen, merkt man, dass es nicht ganz so einfach ist. Genau deswegen sind besonders zwei Branchen in der Liste vertreten: Banken und Versicherungen.
Die zwei Banken Deutsche Bank (WKN: 514000) und Commerzbank (WKN: CBK100) sind am KBV gemessen die günstigsten Aktien im DAX, aber wer auch nur hin und wieder die Zeitung aufschlägt, weiß, wieso. Diese Unternehmen haben gigantische Probleme zu bewältigen und gerade Großbanken mit umfangreichen Derivaten in der Bilanz können eigentlich gar nicht verlässlich bewertet werden. Die Wahrheit ist, dass niemand weiß, wie akkurat der Buchwert in diesem Fall wirklich ist.
Ähnlich, aber weniger schlimm, ist es in der Versicherungsbranche. Selbst Warren Buffett gibt zu, dass die Wirtschaftlichkeit der Branche zunehmend zu wünschen übrig lässt. Deswegen lassen sich auch die Münchener Rück (WKN: 843002) und die Allianz (WKN: 840400) in der Liste finden. Da niemand genau weiß, welche Beiträge in der Zukunft ausgezahlt werden müssen, ist die Bilanz auch hier nur ein Richtwert, der sich noch beweisen muss.
Das einzige Unternehmen, dessen Buchwert relativ gut messbar ist, ist VW (WKN: 766403). Trotz derzeitiger Skandale waren die Bilanzen der Wolfsburger in der Vergangenheit verlässlich. Das lässt folgern, dass VW viel Kapital hat, das man zur Zeit in Form der Aktie zu einem günstigen Preis erwerben kann. Mit diesem Kapital, also Fabriken, Maschinen, Rücklagen usw., könnte man in Zukunft jede Menge Gewinne erwirtschaften oder notfalls etwas davon veräußern. So geht die Logik derer, die anhand des KBV bewerten. Wie es für ein extrem günstig bewertetes Unternehmen üblich ist, gibt es aber natürlich auch hier jede Menge Probleme.
Ob dieser letzte Zug am Zigarettenstummel schmeckt?
Bevor das KBV als Indikator jetzt aber zu schlecht dasteht, sollte betont werden, dass es durchaus auch hilfreich sein kann. Ein niedriges KBV zeigt in der Regel, dass ein Unternehmen nicht stark verschuldet ist, da der Buchwert nach Abzug der Schulden ermittelt wird. Außerdem haben Studien gezeigt, dass Aktien mit niedrigen KBVs in der Vergangenheit überdurchschnittliche Renditen erwirtschaftet haben.
Das heißt aber nicht, dass man einfach nur nach dieser Kennzahl investieren sollte. Es ist immer nötig sich Gedanken darüber zu machen, ob das Unternehmen aus guten Gründen so günstig ist. Selbst Warren Buffett hat einmal gesagt, dass solche Aktien wie Zigarettenstummel vom Straßenrand sind. Die haben, wenn überhaupt, nur noch Tabak für einen einzigen Zug übrig. Ob dieser auch schmeckt müssen Anleger selbst herausfinden.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.