Impfung und Heilung von AIDS: Sanofi vs. Abivax

Weltweit sind geschätzte 36,7 Mio. Menschen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) infiziert. Die AIDS-Pandemie hat bisher schon ca. 39 Mio. Menschen das Leben gekostet. Doch jetzt gibt es Ansätze und schon vielversprechende Ergebnisse, die eine echte Heilung von AIDS möglich machen könnten. Niemand hat mehr so wirklich an Fortschritte gegen AIDS geglaubt, aber zwei Unternehmen könnten hier zum Gamechanger werden.
HIV infiziert Immunzellen, die normalerweise unseren Körper schützen. Dadurch werden diese in ihrer Funktion geschwächt, so dass der Körper am Ende nicht mehr gegen Infektionen und andere Krankheiten vorgehen kann. Meist kommt es dann zu opportunistischen Infektionen wie mit dem Zytomegalievirus oder sogar zu Krebs. Daher der Name „Immunschwäche-Krankheit“ für AIDS.
Heutige Medikamente heilen AIDS nicht, sondern halten nur die Virenlast im Körper auf einem akzeptablen Niveau, wodurch die weitere Schwächung des Immunsystems verhindert wird. Die meisten Patienten können mit der Einnahme solcher Medikamente gut leben, müssen diese aber ein Leben lang zu sich nehmen, ohne je geheilt zu werden. Und HI-Viren können resistent werden, so dass das Medikament gewechselt werden muss.
Die zwei sehr unterschiedlichen Akteure Sanofi (WKN:920657) und Abivax (WKN:A14UQC) verfolgen ganz verschiedene Strategien der AIDS-Bekämpfung und liefern beide bisher erstaunliche Ergebnisse.
Was macht Pharmagigant Sanofi?
Bisher verliefen alle Versuche zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen AIDS erfolglos, da das Virus sehr schnell mutiert und sich damit der Bindung durch einen Antikörper entzieht. Genauere Analysen bei Patienten brachten dann aber Erstaunliches zu Tage.
Interessanterweise ist man bei wenigen HIV-Patienten auf Antikörper gestoßen, die das Virus stark neutralisierten, indem sie an fundamentale Teile des HIV binden. Genau drei dieser Antikörper werden nun als trivalenter Antikörper in der Impfung verwendet, um gegen fast alle HIV-Stämme zu wirken.
Dazu entwickelt Sanofi zusammen mit dem NIH (US National Institute of Health) einen solchen „Super-Antikörper“, der 99 % aller HIV-Stämme erkennen soll. Die Kombination dieser drei verschiedenen Antikörper, die in Affen ihre Effizienz bewiesen haben, soll im kommenden Jahr dann in Klinischen Studien am Menschen weiter untersucht werden.
Dieser Impfstoff wäre, wie andere auch, insbesondere als Präventivschutz von großer Bedeutung, so dass sich niemand mehr mit AIDS anstecken kann. Damit würde man wie bei Pocken auch dem Ziel näher rücken, HIV vielleicht nicht komplett auszurotten, aber die weitere Verbreitung beim Menschen zu stoppen und die Anzahl der HIV-Infizierten über die Zeit gen Null sinken zu lassen.
Was macht das Biotech-Unternehmen Abivax?
Deutlich weiter fortgeschritten ist die französische Abivax mit ihrem Wirkstoff ABX464. Kürzlich vermeldete das Unternehmen Ergebnisse aus einer Klinischen Studie IIa, dass ABX464 das HIV-Reservoir bei Patienten in nur 28 Tagen um 40 % reduzieren konnte.
Zum Hintergrund: bisherige Medikamente wie auch das kürzlich zugelassene Symtuza von Jannsen bestehen aus verschiedenen Wirkstoffen, die das Virus auf unterschiedlichen Ebenen angreifen. Symtuza hat dazu vier Wirkstoffe in einer einzigen Tablette:
- Darunavir blockt die HIV-Protease und verhindert damit die Bildung neuer Viruspartikel
- Emtricitabin blockt die Reverse Transkriptase und damit die Vervielfältigung des HIV Erbmaterials
- Tenofovir Alafenamid blockt ebenfalls die Reverse Transkriptase
- Cobicistat verstärkt die Wirkung von Darunavir
Das grundsätzliche Problem dabei ist, dass HI-Viren, die sich nicht vermehren, sondern nur inaktiv in einer Art Schlafmodus in sogenannten Reservoiren vorkommen, dadurch nicht bekämpft werden. Nur die Viren, die anfangen sich aktiv zu vermehren, werden durch diese Wirkstoffkombination bekämpft.
Der Wirkstoff ABX464 ist in der Lage, mit dem viralen Rev-Protein zu interagieren und damit jede Vermehrung des HIV-Erbguts zu verhindern. Und das tut der Wirkstoff eben auch in Blutzellen wie den Mononukleären Zellen des peripheren Blutes (PBMC), wenn die HI-Viren dort nur im Reservoir schlafen.
Das Rev-Protein ist ein Regulator-Protein, ohne welches das Virus weder die Hüllproteine bilden noch sein Erbgut vermehren kann. Damit ist dies ein absolut neuer Weg der Therapie, der weitere spannende Vorteile zu Tage brachte.
Überraschend ist, dass ABX464 daneben eine Langzeitwirkung verursacht, für die man bisher keine Erklärung hat. Bisherige Hypothese ist, dass durch Blockierung des Rev-Proteins unnormale Fragmente des Viruserbguts gebildet werden. Aus denen werden kleine Proteine (Peptide) produziert, die schließlich auf der Zelloberfläche solch infizierter Blutzellen eine Immunreaktion bewirken. Damit werden infizierte Blutzellen eliminiert, so dass die Anzahl der Viren in Reservoiren und insgesamt dauerhaft deutlich abnimmt.
Bisher weiß man also über ABX464:
- sicher und gut verträglich (bei mehr als 150 Personen)
- wirkt antiviral
- keine Erzeugung von HIV Mutanten, die resistent geworden sind
- Langzeitkontrolle der Viruslast (funktionelle Heilung)
Fazit
Sanofi ist ein Impfstoff-Schwergewicht und hat sicher das Potenzial, erfolgreich zu sein. Fraglich ist nur, ob der neue Impfstoff gegen AIDS wirklich flächendeckend und vor allem anhaltend Schutz bieten kann, wenn das HI-Virus schnell wieder mutiert. Es könnte aber mit diesem neuen Ansatz gelingen.
Ganz anders hat man manchmal wie Abivax eben Glück und findet in Klinischen Studien auch Eigenschaften von Wirkstoffen, die man nie vermutet hätte. Mit ABX464 hat Abivax einen Rohdiamanten im Portfolio und wird Anfang 2018 mit weiteren Daten kommen. Sollten die dann wie erwartet positiv ausfallen, geht es hoffentlich zügig in die Klinische Phase III und dann zur Zulassung.
Eine Heilung von AIDS ist also in Sicht und Abivax mit einer Marktkapitalisierung von gerade einmal etwas mehr als 100 Mio. Euro ein echter Geheimtipp für Anleger.
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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.