Online-Trading: Wie das FinTech Revolut den Markt umkrempeln will

Wäre Revolut selbst schon an der Börse, würde der Kurs jetzt wahrscheinlich explodieren. Das Londoner FinTech hat nämlich eine Ankündigung gemacht, die in den Medien wie eine Bombe einschlug und meiner Meinung nach so manche Bank-Aktie in den Keller treiben dürfte.
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Nein, du hast dich nicht verhört. Der Plan mutet tatsächlich verwegen an. Revolut plant eine neue Trading-Plattform, über die Investoren komplett ohne Transaktionsgebühren Wertpapiere handeln können. Ein direkter Angriff auf die Vermögensverwalter und Investmentbranche.
Im ersten Schritt sollen Revolut-Kunden ohne Kommissionen an Märkten in den USA und Großbritannien handeln können, in einem weiteren Schritt plant das Unternehmen sein Brokerage-Angebot auf Kontinentaleuropa auszuweiten.
Traditionelle Geschäftsmodelle in Gefahr
Was sich hier auf den ersten Blick relativ unspektakulär anhört, könnte die Finanzmärkte in Europa grundlegend verändert. Die Geschäftsmodelle praktisch aller Banken und Broker basieren wesentlich auf den Einnahmen durch Order-Gebühren. Wenn nun ein neuer Anbieter an diesem Prinzip rüttelt, werden mittelfristig auch andere Wettbewerber nachziehen müssen.
Derzeit sieht die Situation wie folgt aus: Während Aktiendepots bei vielen Filialbanken mit einer monatlichen Pauschalgebühr belastet werden, sind diese bei vielen Direktbanken und Discount-Brokern zwar kostenlos, für die Trades fallen allerdings oft happige Gebühren an. In günstigen Fällen müssen Trader hier zwischen 5 und 10 Euro zahlen, es gibt aber auch Broker die, je nach Aktienvolumen, bis zu 70 Euro berechnen. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen sind hier näher erklärt.
Zum Vergleich: Wer lediglich an Einzelaktien interessiert ist, auf ETF-Sparpläne verzichten kann und nicht an exotischen Börsen handelt, muss beispielsweise beim niederländischen Broker DEGIRO Gebühren von mindestens 2 Euro pro Trade (XETRA-Handel) plus 0,008 Prozent der Handelssumme (Courtage) auf den Tisch legen. Die Summe ist auf maximal 30 Euro begrenzt.
Wohlgemerkt, dies ist aktuell einer der günstigsten Broker in Deutschland. Wäre dieser Trade komplett kostenlos, kann man durchaus von einer kleinen Revolution sprechen. Gerade die erheblichen Transaktionskosten sind für die große Menge an potenziellen Kleinanlegern immerhin ein erheblicher Belastungsposten.
Wer und was ist Revolut?
Das britische FinTech wurde von Nikolay Storonsky und Vlad Yatsenko gegründet. Storonsky war zuvor Trader bei Credit Suisse (WKN:876800) und Lehman Brothers, während Yatsenko ebenfalls als Developer für Credit Suisse und die Deutsche Bank (WKN:514000) arbeitete.
Revolut selbst startete ursprünglich mit der Idee eines kostenlosen Girokontos mit Mastercard (WKN:A0F602), welches in verschiedenen Fremdwährungen ohne Wechselgebühren geführt werden kann.
Mittlerweile wurde das Angebot stetig immer weiter ausgebaut. Über die App sollen Kunden unter anderem Versicherungen abschließen sowie mit den Kryptowährungen Ripple und Bitcoin handeln können. Das Geschäftsmodell von Revolut basiert auf einem Freemium-Modell.
Während bestimmte Leistungen, wie das Girokonto, an sich kostenfrei sind, können die Kunden zusätzlich eine Premium-Variante für 7,99 Euro im Monat abschließen. Dafür erhalten sie dann unter anderem eine kostenfreie Kreditkarte mit Expresslieferung, bevorzugten Kundenservice und künftig auch das Wertpapier-Depot ohne Ordergebühren inklusive.
Viel Kapital und Wettbewerb
In der Bankenbranche ist das Startup allerdings schon seit einiger Zeit kein Leichtgewicht mehr. Allein in diesem Jahr konnte Revolut eine große Finanzierungsrunde mit rund 250 Millionen US-Dollar abschließen. Mittlerweile ist das Unicorn 1,7 Milliarden US-Dollar schwer.
Unter den Kapitalgebern befindet sich unter anderem der russische Milliardär Yuri Milner mit seinem Management-Unternehmen DST Global, aber auch bekannte Investoren wie Index Ventures, Balderton und Ribbit Capital. Das Unternehmen befindet sich aktuell unter anderem mit dem US-Markteintritt in einer aggressiven Expansionsphase.
Sie stehen vor allem in einem ausgesprochen scharfen Wettbewerb mit dem deutschen FinTech N26. Die beiden Unternehmensgründer Valentin Stalf (N26) und Storonsky schenken sich gegenseitig nichts. Legendär ist im Internet ein Video der TechCrunch-Diskussion in Berlin, auf der Storonsky mit deutlichem Desinteresse zeigt, was er von seinen CEO-Kollegen im FinTech-Sektor hält.
Fazit: Interessante Entwicklung
Ich persönlich finde die Idee der Disruption im Brokerage nicht nur interessant, sondern längst überfällig. Es war aber auch zu erwarten. Während diese Entwicklung bei Banken und Versicherungen schon längst in vollem Gange ist, erreicht die FinTech-Branche nun auch endlich das Investment-Banking und die Vermögensverwaltung. Eines ist sicher: Die etablierten Banken müssen sich warm anziehen und ihre Geschäftsmodelle überdenken.
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Björn König besitzt Aktien der Deutschen Bank. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Mastercard.