Wie Tesla zum Problem für RWE, E.ON und Co. werden könnte
Stark regulierte und politiknahe Märkte sind nicht mein Ding. Will man dennoch in die Energiebranche investieren, gibt es in Deutschland und den meisten Industrienationen daran fast kein Vorbeikommen. Es gibt allerdings Möglichkeiten, indirekt zu profitieren.
Das Energiegeschäft: Ein politischer Markt
Dass die Versorgung von Bürgern mit Energie ein strategisches und damit auch ein politisches Geschäft ist, ist verständlich. Der Staat hat das Ziel, eine gewisse Grundversorgung zu sichern.
Mir gefällt diese Art des politischen Einflusses auf Investments ganz und gar nicht. Für mich fallen sowohl RWE (WKN:703712) als auch E.ON (WKN:ENAG99) in ebendiese Sparte.
Andererseits verstehe ich den Anreiz dahinter, sich an einem Geschäft zu beteiligen, das fast immer läuft. Energie wird schließlich ständig und überall gebraucht. Klingt nachvollziehbar.
Vielleicht merkst du es schon, ich bin kein Freund von stark regulierten Märkten, vor allem dann nicht, wenn es alternative Investments gibt, die nicht unmittelbar auf die Regulierung einzelner Staaten angewiesen sind.
Die interessantere Investition: Energiespeicher
Die Speicherung von Energie ist ein Megatrend, dem ich zutraue, der Energiewirtschaft in den kommenden Dekaden gewaltige Sorgen zu bereiten.
Heutiger Stand der Technik ist, dass ein Teil der Versorgung über sogenannte Grundlastkraftwerke, also beispielsweise Kohle- und Atomkraftwerke, abgedeckt wird. Hinzu kommen Mittellastkraftwerke, die bei vorhersehbarem Nachfrageanstieg hochgefahren werden. Zusätzlich gibt es Spitzenlastkraftwerke, beispielsweise Gasturbinenkraftwerke, die innerhalb von wenigen Minuten hochgefahren werden können, um eine außerplanmäßig hohe Nachfrage zu bedienen. Die Energiegewinnung ist hierbei jedoch deutlich kostspieliger.
Jetzt kommen Energiespeicher in Form von Batterien ins Spiel. Diese können sich innerhalb von wenigen hundert Millisekunden entladen und haben dabei Kapazitäten von bis zu 129 MWh. Kurzfristige Nachfrageanstiege können also mit dieser Methode überbrückt und so bei äußerst kurzen Nachfrageanstiegen teilweise eine Komplettversorgung gewährleistet werden.
Das könnte eines der Hauptprobleme der Energiewirtschaft verringern, vielleicht sogar dauerhaft lösen: den Verkauf oder das Vernichten von überschüssig produziertem Strom und den, je nach Land, daraus resultierenden hohen Strompreis.
Jedoch ist unabhängig von Land und Regulation der dahinterstehende Gedanke immer derselbe: die Sicherung der Energieverfügbarkeit. Diese könnte man durch den Einsatz von Batterien gewährleisten und dabei die Masse der überschüssig generierten Energie reduzieren.
Die Alternative: Tesla
Sicherlich ist Tesla (WKN:A1CX3T) für die wenigsten Leser ein unbeschriebenes Blatt. Das Unternehmen ist geprägt von der Herstellung von Elektroautos ebenso wie von der Hard- und Software für autonomes Fahren. Das vielversprechende Geschäft mit der Energiespeicherung wird nur selten betrachtet, ist aber hochgradig attraktiv. Außerdem hat Tesla bereits unter Beweis gestellt, dass die Fähigkeit vorhanden ist, große Projekte in der Energiespeicherung zu stemmen.
Im südaustralischen Hornsdale hat Tesla die weltweit größte Batterie vor rund 18 Monaten in Kooperation mit dem Eigentümer der Anlage, NEOEN (WKN:A2N6LV), installiert. Diese hat mit 129 MWh eine beachtliche Kapazität und lässt sich in weniger als 150 Millisekunden voll entladen. Jedoch müssen 100 Millisekunden Übertragungsdauer für das Signal, dass Energie benötigt wird, hinzugerechnet werden. In Summe können die 129 MWh also in weniger als 250 Millisekunden vollständig entladen werden.
Hier gilt, dass der Strompreis von Angebot und Nachfrage abhängig und damit stark volatil ist. Allein durch das Glätten der Nachfrage soll die Batterie von Tesla in nur einem Jahr rund 40 Mio. Australische Dollar eingespart haben. Und das bei Kosten von rund 66 Mio. US Dollar, also knapp 95 Mio. Australische Dollar. Das würde einer Amortisationsdauer von rund 28,5 Monaten, also weniger als zweieinhalb Jahren, entsprechen. Solche Zahlen sind, speziell in der Energiebranche, alles andere als üblich.
Der direkte Effekt einer Installation in Deutschland oder anderen Teilen der Welt dürfte sich dabei nicht mit dem in Australien gleichstellen lassen. Dieser könnte dabei vermutlich auch deutlich größer ausfallen. Vor allem dann, wenn der Strompreis ohnehin vergleichsweise hoch ist und dauerhaft gesenkt werden könnte.
Fakt ist jedoch, dass Tesla mit seiner Batterie eine ernsthafte Alternative dazu darstellt, überschüssig produzierten Strom zu vernichten und dennoch sicherzustellen, dass die Stromversorgung gewährleistet ist.
Hinzu kommt Teslas Power-Wall. Diese ist ein Stromspeicher für den Endverbraucher und speichert dabei Energie für den privaten Haushalt. Der Kunde gewinnt dadurch eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber den Energiekonzernen. Ein nicht zu unterschätzender Effekt, der in Zukunft stärker zum Tragen kommen könnte.
Fazit
Es gibt also eine Alternative, in einen der großen Trends im Energiegeschäft zu investieren und davon zu profitieren. Was dabei jedoch betont werden sollte, ist, dass die Tesla-Aktie stark vom Automobilgeschäft abhängig ist. Jedoch zeigt das Beispiel in Hornsdale deutlich, dass sich in der Sparte Energiespeicher eine vorteilhafte Situation für Tesla, Verbraucher und die Betreiber der Speicheranlagen einstellen lässt.
So lassen sich die starke Regulation, geografische Begrenzungen und das vergleichsweise schwache Wachstum der klassischen Energiekonzerne wie E.ON und RWE umgehen. Klingt für mich nach einer eleganten Lösung.
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Yannic Joekel besitzt Aktien von Tesla. Yannic Joekel besitzt folgende Optionsscheine: Long Call Tesla $250 bis Dezember 2022. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.