Nordex mit starkem Auftragseingang aus Deutschland – Startet die Aktie jetzt durch?

Der deutsche Hersteller von On-Shore Windenergieanlagen Nordex (WKN: A0D655) verkündete am 08.09., dass er im Juli und im August zwölf neue Projekte akquirieren konnte. Von unterschiedlichen Kunden in Deutschland wurden Turbinen mit einer Gesamtleistung von insgesamt 123 MW bestellt. Könnten diese News der Nordex-Aktie nachhaltig Auftrieb verleihen?
Einordnung der neuen Aufträge
Die neuen Aufträge sollen sich schon im Jahr 2022 in Umsatz ummünzen. Allerdings ist die Leistung der neu beauftragten Turbinen vergleichsweise gering. Nordex hat im ersten Halbjahr 2021 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3.000 MW installiert. Im Vergleich dazu sind die neuen Projekte mit einer Leistung von 123 MW eher klein. In den letzten Monaten gab es jedoch auch große Neuaufträge aus Australien (923 MW), Brasilien (713 MW), Finnland (245 MW), Spanien (77 MW), Italien (55 MV) und Polen (45 MW).
Die Entwicklung der letzten Jahre
Auch in den letzten Jahren gab es immer wieder starke Auftragseingänge. Die operative Entwicklung war dennoch durchwachsen. Der Umsatz stagnierte von 2016 bis 2019, konnte im Jahr 2020 jedoch um starke 42 % gesteigert werden. Beim Jahresüberschuss sieht es schlechter aus. Das Unternehmen erzielte zuletzt im Jahr 2017 einen kleinen Gewinn. Im Jahr 2020 führten coronabedingte Mehrkosten zu einem Verlust von 130 Mio. Euro. Aber auch in den Vorjahren führte der harte Wettbewerb zu negativen Ergebnissen.
Die anhaltenden Verluste führten zu einem kontinuierlichen Absinken der Eigenkapitalquote. Zum Ende des Jahres 2016 betrug diese 31,4 %, im Jahr 2020 nur noch 17,5 %. Und die Eigenkapitalquote fällt weiter. Am Ende des ersten Halbjahres 2021 betrug diese 16,6 %. Obwohl die Umsätze im ersten Halbjahr 2021 um 32 % stiegen, konnte das Unternehmen erneut keinen Gewinn erzielen. Um die anhaltenden Verluste zu kompensieren, hat Nordex im Dezember 2020 und im Juli 2021 jeweils eine Kapitalerhöhung durchgeführt und hierdurch bestehende Aktionäre verwässert. Entsprechend der Gewinnentwicklung hat sich der Kurs der Nordex-Aktie langfristig nicht gut entwickelt. Geprägt durch starke Schwankungen fiel der Kurs auf Sicht der letzten fünf Jahre um 39 % (Stand: 09.09., gilt für alle Angaben).
Der Blick nach vorne
Der Hersteller von Windenergieanlagen plant in diesem Jahr im Umsatz mit 1 bis 12 % zu wachsen. Treiber des Wachstums sollen eine Konjunkturerholung der Weltwirtschaft sowie die politische Unterstützung der erneuerbaren Energien sein. Insbesondere in den USA und in Europa erhofft sich Nordex noch stärkeren politischen Aufwind für die regenerative Stromerzeugung aus Windenergie. Die neue Turbinengeneration Delta4000 soll dabei helfen, die Profitabilität von Nordex zu verbessern. Die EBITDA-Marge soll bei 4 bis 5,5 % liegen, nach 2,0 % im Jahr 2020.
Die angepeilte EBITDA-Marge wird nicht ausreichen, um einen positiven Jahresüberschuss zu erzielen. Ich bin skeptisch, ob es das Unternehmen schaffen kann, nachhaltig profitabel zu werden. Nordex ist nach eigenen Angaben unter den Top 5 der Branche (außerhalb Chinas). Der Wettbewerb ist hoch, die Unterscheidungsmerkmale zwischen den Produkten klein. Entsprechend sind die Margen gering.
Bewertung der Nordex-Aktie und mein Fazit
Der globale Ausbau der erneuerbaren Energien wird sich fortsetzen. On-Shore-Windenergie ist ein wichtiger Baustein dieses Ausbaus. Ich gehe davon aus, dass Nordex hiervon weiterhin profitieren wird, so wie zuletzt durch die neuen Aufträge aus Deutschland. Ob die Nordex-Aktie ebenfalls profitieren wird, bezweifle ich. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren trotz des politisch geförderten Ausbaus der Windenergie kein Geld verdient. Meiner Meinung nach liegt dies vor allem an der anhaltend großen Konkurrenz.
Da keine Gewinne vorliegen, gibt es auch kein KGV. Das KUV von 0,6 erscheint gering (bezogen auf das Jahr 2020). Mir fehlt allerdings die Vorstellung, wie es Nordex gelingen könnte, aus den Umsätzen auch dauerhaft Gewinne zu erzielen. Für mich ist die Aktie aufgrund der anhaltenden Verluste in Verbindung mit den sich wiederholenden Kapitalerhöhungen kein Kauf.
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Hendrik Vanheiden besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.