Fresenius-Aktie im Turnaround: 100 % in 12 Monaten?
Die Fresenius SE (WKN: 578560) ist ein weltweit tätiger Gesundheitskonzern mit Aktivitäten in den Bereichen Pharma, Medizintechnik und Krankenhausbetrieb. Lange Zeit galt das Unternehmen mit Sitz in Bad Homburg als Musterbeispiel für gute Unternehmensführung.
An der Börse stieg die Aktie stetig – bis Mitte 2017. Nach einer langen Wachstumsphase geriet das Unternehmen jedoch in die Krise. Hohe Schulden und eine zu komplexe Unternehmensstruktur belasteten. Die Corona-Pandemie sorgte schließlich für eine tiefe Wachstumsdelle.
Mit Michael Sen kam im Herbst 2022 ein neuer CEO, wichtige Führungspositionen wurden neu besetzt. Und auch organisatorisch wurde an einer Neuausrichtung gearbeitet. Aus vier Divisionen wurden zwei. Nun stehen Kabi (Medizintechnik, Ernährungslösungen und Arzneimittel) sowie die Klinikkette Helios im strategischen Mittelpunkt.
Die jüngsten Quartalszahlen für das zweite Quartal 2024 bestätigen nun, dass sich die Neuausrichtung für das Unternehmen auszahlt. Auch der Aktienkurs ist seit dem Frühjahr bereits um mehr als 20 % gestiegen.
Die Frage, ob sich die Fresenius-Aktie innerhalb von zwölf Monaten verdoppeln kann, erscheint angesichts der starken Kennzahlen und strategischen Fortschritte zunehmend realistisch. Doch was ist mit dem Allzeithoch von 80 Euro? Schauen wir genauer hin.
Hervorragende Entwicklung im zweiten Quartal 2024
Zunächst lohnt sich ein Blick auf die jüngsten Quartalszahlen. Hier präsentierte Fresenius für das zweite Quartal 2024 ein starkes organisches Umsatzwachstum von 8 % auf 5,4 Mrd. Euro. Besonders beeindruckend ist das währungsbereinigte EBIT-Wachstum von 15 % auf 660 Mio. Euro.
Diese positive Entwicklung ist vor allem auf Kosteneinsparungsmaßnahmen und ein starkes operatives Geschäft zurückzuführen. Vorstandsvorsitzender Michael Sen zeigte sich in seiner Rede optimistisch und verwies auf die guten Ergebnisse des ersten Halbjahres 2024, die auch für den Rest des Jahres erwartet werden.
Ein zentrales Element des Turnarounds ist die deutliche Verbesserung des operativen Cashflows. Er konnte im zweiten Quartal 2024 auf 709 Mio. Euro fast verfünffacht werden.
Als direkte Folge sank der Verschuldungsgrad – aber nicht nur, weil die Cashflows stiegen, sondern auch weil die Finanzverbindlichkeiten um 14 % reduziert werden konnten.
Mit einem EBITDA-Faktor von 3,43x ist der selbst gesteckte Zielkorridor bereits erreicht. Es ist geplant, diesen Wert bis zum Jahresende weiter zu verbessern und damit die finanzielle Flexibilität und die Investitionsmöglichkeiten zu erhöhen.
Segmente mit starker Entwicklung: Fresenius Kabi und Helios
Wesentlicher Wachstumstreiber war der Unternehmensbereich Fresenius Kabi. Hier wurde ein starkes organisches Umsatzwachstum von 11 % auf 2,1 Mrd. Euro erzielt. Die EBIT-Marge lag mit 15,9 % deutlich über den Erwartungen. Besonders hervorzuheben ist das Segment Biopharmazeutika mit einem organischen Wachstum von 19 %.
Auch Fresenius Helios, die Kliniken in Deutschland und Spanien betreibt und das zweite Unternehmenssegment darstellt, trug mit einem organischen Umsatzwachstum von 6 % und einer EBIT-Marge von 11,1 % zur positiven Gesamtentwicklung bei. Insbesondere in Spanien erzielte Helios mit der Tochtergesellschaft Quirónsalud eine Rekord-EBIT-Marge von 14,9 %, was den Beitrag dieses Segments zum Konzernergebnis einmal mehr unterstreicht. Das deutsche Krankenhausgeschäft entwickelte sich dagegen mit einem Wachstum von drei Prozent eher verhalten.
Solider Ausblick
Auch der Ausblick fällt positiv aus. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ein EBIT-Wachstum am oberen Ende der prognostizierten Bandbreite von 6 bis 10 %. Die strukturellen Kosteneinsparungen und der starke Cashflow bilden eine solide Basis für weiteres Wachstum.
Mit einem erwarteten KGV von nur 10,4 (Stand: 12.9.24, Morningstar) ist Deutschlands größter Gesundheitskonzern nach wie vor sehr günstig bewertet. Angesichts dieser positiven Entwicklungen könnte die Fresenius-Aktie durchaus das Potenzial haben, sich in den kommenden zwölf Monaten weiter gut zu entwickeln. Grundvoraussetzung bleibt natürlich, dass sich das operative Momentum nicht verschlechtert.
Angesichts des schwachen konjunkturellen Umfelds dürften die Anleger daran derzeit jedoch zweifeln. Die US-Wirtschaft kommt nicht in Schwung und auch Europa kämpft mit einer Wachstumsschwäche.
Die Inflation hingegen haben die Notenbanken recht gut in den Griff bekommen. Zinssenkungen sind zu erwarten. Diese könnten wiederum eine Entlastung für die hohe Verschuldung von Fresenius bedeuten.
Zudem sind noch nicht alle Probleme gelöst. So wird die Trennung der defizitären Dienstleistungssparte Vamed die Ergebnisse in den kommenden Jahren weiter belasten.
Auch bei der Dividende ist noch keine Erholung sichtbar. Langfristig gehe ich aber davon aus, dass der Konzern zu seiner aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik zurückkehren wird, wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher.
Die Rückkehr zum alten Rekordhoch bei 80 Euro aus dem Jahr 2017 hingegen halte ich vorerst für äußerst ambitioniert. Hierzu muss der Konzern vor allem auf einem höheren Niveau den Anschluss an seinen einst legendären Wachstumskurs finden.
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Frank Seehawer besitzt Aktien von Fresenius. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Fresenius.