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Wenn das passiert, werde ich meine Rosneft Aktien verkaufen

Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich alle Zahlen auf den Stand vom 8.11.2014

In meinem letzten Artikel analysierte ich die Vorteile in Rosneft (LON:ROSN)(ETR:OJS1) zu investieren und was ein gutes Ölunternehmen ausmacht. In diesem Artikel will ich euch Gründe nennen, die mich dazu zwingen könnten, meine Rosneft Anteile zu verkaufen.

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1. Nachhaltig niedrige Ölpreise

Sollte man wirklich einen salonreifen Öl-Ersatz finden, würde das den globalen Energiemarkt kräftig durcheinander wirbeln. Der Anteil erneuerbarer Energien in den USA ist im Jahr 2011 auf 13% gestiegen. Im Jahr 2014 sollen 16% der Energie aus erneuerbaren Energien stammen. Die Gefahren der globalen Erderwärmung, Steuererleichterungen und wirtschaftlich attraktiver werdende alternative Energieerzeugung treiben diese Entwicklung voran.

Verstärkt sich dieser Trend, scheinen Ölpreisnotierungen über 100 US-Dollar unrealistisch. Das wäre eine klare Beeinträchtigung des Geschäfts der Öl- und Gasunternehmen weltweit, also auch bei Rosneft. Während ich diesen Artikel schreibe, liegt der Preis für das Brent Öl bei knapp 80 US-Dollar für das Barrel. Die russische Wirtschaft hängt — wie auch die anderer Länder, vor allem der OPEC Staaten — von hohen Ölpreisnotierungen ab. In Russland wird der Staatshaushalt zu über 50% vom Öl- und Gassektor getragen – insbesondere von den beiden Öl- und Gasgiganten Rosneft und Gazprom.

Auch in den USA ist die durch die hohen Preise des Öl’s lukrativ gewordene Methode nach Öl zu bohren, das Fracking, unter anderem für den wirtschaftlichen Aufschwung im Land verantwortlich. Fällt dieser boomende Sektor weg, fällt auch das BIP der USA geringer aus.

Ich halte es zwar für unrealistisch, aber bleibt der Ölpreis längerfristig — das heißt für mehrere Monate — unter der Marke von 70$, werde ich meine Rosneft Aktien verkaufen — obwohl Rosneft die geringsten Betriebskosten der gesamten Branche besitzt –, weil die Ölquellen weniger Gewinn abwerfen und somit ein Problem bei der Finanzierung des Unternehmens entstehen könnte. Mehr dazu unter Punkt drei.

2. Veränderungen im Management

Rosneft’s Aufsichtsrat setzt sich aus neun Personen zusammen. Von allen Mitgliedern sind besonders zwei Personen für den langfristigen Erfolg des Unternehmens verantwortlich. Zum einen Igor Setschin und zum anderen Robert Dudley, CEO von BP (LSE:BP)(ETR:BSU), der im Oktober 2012 in den Aufsichtsrat von Rosneft einzog, als BP 20 prozentige Beteiligung an Rosneft übernahm.

Durch den Russland-Ukraine Konflikt und die somit verhängten Sanktionen westlicher Länder gegen Russische Öl-und Finanzunternehmen stand die Beteiligung von BP in Russland auf dem Prüfstand. BP ließ sich aber nicht beirren und hält auch weiterhin an der Beteiligung fest. Das Unternehmen begründet das damit, dass Rosneft eine langfristige Beteiligung sei und ein sehr lukratives Geschäft betreibt. Außerdem betonte er, dass BP „die Verantwortung habe, in schwierigen Zeiten an der Seite seiner Partner zu stehen”.

Die Möglichkeit, dass Dudley nicht mehr an den Aufsichtsratssitzungen teilnehmen dürfe, wiesen beide Unternehmen zurück, da lediglich Rosneft und BP Geschäfte machen und nicht Dudley und Setschin, welcher auf der schwarzen Liste der EU steht. Dabei handelt es sich um eine Liste von Personen, mit denen keine Geschäfte mehr gemacht werden dürfen.

Die Beteiligung von BP ist für mich ein sehr positiver Aspekt bezüglich des Investments in Rosneft. Erstens ist BP seit 1912 im Ölgeschäft tätig, was mich auf mögliche Synergieeffekte in der Zusammenarbeit zwischen Rosneft und BP hoffen lässt. Zweitens zeugt eine so große Beteiligung an einem Konkurrenten, dass auch das erfahrene Management von BP Rosneft als langfristige Investition schätzt. Und drittens, weil BP die Möglichkeit besitzt, die internen Strukturen in Hinsicht auf Transparenz und Korruptionsbekämpfung zu optimieren.

Igor Iwanowitsch Setschin, der 55-jährige russische CEO von Rosneft, spielt eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Unternehmens. Setschin war bis 2008 enger Berater von Staatspräsident Putin und stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung. Zudem ist er seit dem 12. Mai 2008 Vize-Ministerpräsident der Regierung der Russischen Föderation. Setschin selbst beurteilt seine enge Verbindung mit Staatspräsident Putin als sehr zuträglich, um Förderlizenzen zu erhalten. Diese Ansicht teile ich und halte dies aus der Sicht eines Aktionärs für positiv.

Im Mai nächsten Jahres läuft Setschins Vertrag bei Rosneft jedoch aus und eine klare Zusage, sein Mandat zu verlängern, gab er bisher noch nicht. Trotzdem betonte er in einem Interview mit Bloomberg, dass ihm der Job Spaß mache und er sich als qualifizierter Vorstandsvorsitzender sieht. Er sagt:

“The decision is up to the shareholders, who may make different offers. But if an offer is made to me, I will think it over.”

Wenn Setschin nicht mehr als CEO bestellt wird, wäre das ein weiterer Grund für mich, meine Investition zu überdenken und genau zu prüfen, wer als Nachfolger bestellt wird.

3. Finanzierungsschwierigkeiten

Eine der größten Gefahren für Rosneft und damit auch für seine Aktionäre ist die Isolierung von den Finanzmärkten im Zuge der Sanktionen westlicher Länder gegen die russische Finanz- und Ölindustrie.

Das Öl-Geschäft ist sehr kapitalintensives. Zur Finanzierung greifen Unternehmen auf alle Möglichkeiten der Außen- und Innenfinanzierung zurück. Rosneft wird durch die Sanktionen allerdings größtenteils von der Außenfinanzierung — sowohl von der Beteiligungsfinanzierung, als auch der Kreditfinanzierung — abgeschottet.

Zu den Banken, die keine Finanzhilfen für Rosneft-Geschäfte mehr gewähren, gehören neben der Credit Agricole, der Sumitomo Mitsui Banking Corporation, der Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ auch die französische Bank BNP Paribas und die britische HSBC, wie die russische Wirtschaftszeitung „RBC-Daily” berichtet. Außerdem untersagte das US-Finanzministerium amerikanischen Firmen, Banken und Bürgern bereits am 19. Juli, Anleihen von Rosneft zu erwerben oder dem Unternehmen Darlehen mit einer Laufzeit von mehr als 90 Tagen zu gewähren.

Zusätzliche Finanzierung ist allerdings nicht nur notwendig, um das laufende Geschäft weiterhin zu betreiben bzw. auszubauen. Die massive Abwertung des Rubels erschwert dem Konzern nämlich zusätzlich die Bedienung seiner Schulden in Fremdwährung. Die Gesamtverschuldung von Rosneft beträgt 45,6 Milliarden Euro.

Vor diesem Hintergrund hat Rosneft-Konzernchef Igor Setschin die Regierung nach Angaben der Wirtschaftszeitung „Wedomosti” unter Berufung auf Regierungsquellen um finanzielle Unterstützung gebeten. Nach Angaben der Zeitung schlägt der Konzern fünf Optionen vor. Der Ankauf von Rosneft-Anleihen im Wert von 31,1 Milliarden Euro durch den Fonds für nationalen Wohlstand wäre die teuerste Variante. Zum Vergleich: Die gleiche Summe plant die russische Regierung bis 2020 in die Förderung der landesweiten Landwirtschaft zu investieren.

Wie ich in meinem vorherigen Artikel über Rosneft bereits andeutete, weist das Unternehmen sehr starke Cash Flows auf. Eine Innenfinanzierung scheint dadurch möglich und auch Igor Setschin versuchte dies mehrfach zu verdeutlichen. Allerdings reicht dieser Cash Flow alleine nicht aus, um das Geschäft weiter auszubauen.

Meiner Meinung nach besteht eine realistische Chance, dass Rosneft die Hilfe aus dem Staatsfond bekommt. Wie bereits beschrieben sind die staatlichen Interessen an Rosneft (hohe Steuereinnahmen) zu groß, um Rosneft im Stich zu lassen. Bekommt Rosneft die staatliche Hilfe aber nicht, ist das ein Grund für mich meine Investitionsentscheidung zu überdenken und eventuell zu verkaufen.

Fazit

Wir Fools kaufen Aktien eigentlich, um sie zu halten. Trotzdem gibt es einige Gründe, eine Aktie zu verkaufen. Die größten Gefahren für Roneft sind sinkenden Ölpreise, Veränderungen im Management und die Herausforderung bei der Finanzierung. Die genannten Gefahren sorgen bei mir noch nicht für akute Bauchschmerzen. Aber man sollte sich der Risiken bewusst sein, um gute Anlageentscheidungen zu treffen, falls doch mal ein Verkauf in Betracht gezogen werden muss.

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Christoph Metz besitzt Aktien von Rosneft. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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