Microsoft-Investoren sollten sich diese Grafik mal lieber genau ansehen
Microsofts (NASDAQ:MSFT) (FRA:MSF) Investoren lieben CEO Satya Nadella, ganz besonders im Gegensatz zu seinem Vorgänger Steve Ballmer.
Man kann den Grund auch gut nachvollziehen. Microsofts Aktie hat unter Ballmer underperformed, aber seit Nadella die Entscheidungen fällt (2014) und Microsofts Strategie neu ausgerichtet hat, geht es nur noch aufwärts: 25% nach oben bis auf etwa 46 USD, dabei kam man im April sogar knapp bis an die 50-Dollar-Grenze.
Das sind die guten Nachrichten. Die schlechten bestehen darin, dass Microsofts Turnaround noch nicht so richtig geklappt hat. Nadellas größte Leistung bisher ist, dass er es gescahfft hat, dass sich Menschen wieder für das Unternehmen begeistern.
Bislang nur Hoffnungen und Träume
Diese Tatsache kann man gut erkennen, wenn man die Graphen des Kurs-Gewinn-Verhältnis und die des zwölfmonatigen Kurs-Gewinn-Verhältnis übereinanderlegt.
Hier sieht man ganz klar, dass Microsofts Kurs-Gewinn-Verhältnis im Gleichschritt mit dem Aktienpreis gestiegen ist, und das eben seitdem Nadella die Führung übernommen hat. Anders gesagt: Microsoft hat seit Nadelles Übernahme keinen Gewinnzuwachs erzielt. Analysten erwarten sogar, dass die Einnahmen pro Aktie auf 2,42 USD sinken. Im Jahr zuvor standen sie noch bei 2,63 USD.
Das zwölfmonatige Kurs-Gewinn-Verhältnis ist nicht ganz so stark gestiegen wie der Aktienpreis. Aber das zwölfmonatige Kurs-Gewinn-Verhältnis funktioniert als Schätzung für Analysten für das nächste Geschäftsjahr. Deswegen könnte Optimismus gegenüber Microsofts Aussichten die Schätzungen nach oben wandern lassen, was das zwölfmonatige Kurs-Gewinn-Verhältnis nach unten bringt. Es gibt allerdings keine Garantie, dass Microsoft diese geschätzten Zahlen auch erreicht.
Windows: Nutzerzahlen wichtiger als Profit
Der Kerngedanke von Nadellas Regiment besteht derzeit darin, dass man „mobile first, cloud first“ denkt.
Nadella hat deswegen einige mutige Entscheidungen gefällt, um diese Strategie auch umzusetzen. Unter anderem hat er Windows für Smartphones und Tablets mit Bilddiagonalen von weniger als 9 Zoll kostenfrei zur Verfügung gestellt. Weiterhin hat man die Kosten für Windows für PCs reduziert, damit man sich von Chromebooks nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Logischerweise haben diese Entscheidungen dazu geführt, dass die Einnahmen von Microsoft zurück gingen.
Analysten in Bullenstimmung hoffen, dass der Launch von Windows 10 nächsten Monat die PC-Verkäufe beschleunigt und das Geschäft mit Windows ankurbelt (Windows ist noch immer eine solide Einnahmequelle). Ein anderer mutiger Schritt sieht vor, dass Nutzer von Windows 7 und 8 kostenfrei das Update auf Windows 10 vornehmen können.
Das bedeutet, dass Kunden nicht unbedingt einen neuen PC kaufen müssen, um das Upgrade zu nutzen. Dies wiederum könnte eine starke Auswirkung auf die Verkäufe haben, die man normalerweise bekommen hätte.
Für Geschäftskunden gibt man Windows 10 nicht einfach so umsonst her. Aber die Upgrades auf Seiten professioneller Nutzer folgen sehr langen Zyklen – so haben viele Unternehmen erst im letzten Jahr ein Upgrade von Windows XP aus Windows 7 vorgenommen. Es gibt also keine realistische Einschätzung für die Akzeptanz des neuen Betriebssystems auf dieser Seite des Markts.
Schnelles Cloud-Wachstum
Wenn Kritiker also die fehlenden Einnahmen bei Windows anführen, zeigen Bullen gerne auf das rapide Wachstum des Unternehmens in der Cloud. Tatsächlich hat Nadella bei der diesjährigen Konferenz stolz verkündet, dass die Umsätze in der Cloud nun schon seit sieben aufeinanderfolgenden Quartalen ein dreistelliges Wachstum zeigt. Mittlerweile liegt der Umsatz dort bei 6,3 Milliarden USD jährlich.
Allerdings ist für diese Zahlen Microsofts cloud-basiertes Produkt Office 365 verantwortlich. Dieses ersetzt die meisten anderen, „traditionellen“ Geschäfte von Microsoft.
Resultat: Das traditionelle Segment mit gewerblichen Lizenzen – was noch immer fast die Hälfte des Gesamtumsatz von Microsoft sowie 60% aller Brutto-Dollar ausmacht – ist im letzten Quartal 3% gesunken.
Eines ist klar: Wenn also schon das Geschäft mit den herkömmlichen Office-Anwendungen aufgebrochen wird, dann ist es besser, wenn Microsoft selber diesen Schritt wagt, anstatt sich der cloud-basierten Konkurrenz beugen zu müssen. Aber es ist dennoch wichtig zu verstehen, dass diese 6,3 Milliarden USD nicht einfach „neues“ Kapital sind. Wenn man die Einnahmen von der einen auf die andere Seite des Unternehmens verlagert, dann ist das nicht als Wachstum zu bezeichnen.
Große Hoffnungen
Satya Nadellas Schachzüge, mit denen er Microsoft wieder relevant machen will, könnten sich langfristig gesehen durchaus auszahlen. Andererseits eben auch nicht. Microsoft verfügt über ein hochprofitable Geschäftslizenzen, und Nadellas Ansatz besteht im Grunde darin, genau dieses aufzubrechen, weil er sich erhofft, dass sich daraus neue Geschäftsmodelle ergeben, die langfristig betrachtet das Unternehmen profitabler machen.
Allerdings sollten Bullen verstehen, dass Microsoft noch lange nicht profitabel operiert. (Das Umsatzwachstum im letzten Jahr kam davon, dass man die unprofitable Smartphone-Sparte von Nokia übernommen hat.)
Warum also hat die Aktie seit Nadellas Antritt so gut performt? Nun, er hat es geschafft, dass Investoren sich um die Zukunft nicht mehr so viele Sorgen machen. Wenn er dann noch schafft, dass das Unternehmen in den nächsten Jahren tatsächlich Einnahmenzuwachs hinbekommt, könnte sich das für alle Seiten bezahlt machen.
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Dieser Artikel wurde von Adam Levine-Weinberg auf Englisch verfasst und erschien am 27.6.2015 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.