Henkel: Deutlicher Kursrückgang nach Quartalszahlen, aber immer noch kein Schnäppchen
Letzte Woche Mittwoch hat Henkel (WKN:604843) die Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Am Tag der Veröffentlichung schmierte der Kurs um knapp 9 % ab.
Dass es sich bei Henkel meiner Meinung nach um ein großartiges Unternehmen handelt, könnt ihr hier oder auch hier nachlesen. Was sind nun aber die Gründe für den Kursrückgang und wieso empfinde ich den Preis der Aktie immer noch eher als zu teuer als zu günstig?
Die Gründe für den Kursrückgang
Auf den ersten Blick sehen die Zahlen, die Henkel präsentiert hat, außerordentlich gut aus: Zweistellige Wachstumsraten sowohl beim Umsatz (+ 13,5 %) als auch beim Gewinn (+ 11,2 %).
Das geringe organische Wachstum hat den Marktteilnehmern allerdings überhaupt nicht geschmeckt. Lediglich 2,4 % des Umsatzwachstums entfallen nämlich auf das organische Wachstum des Unternehmens — im ersten Quartal konnte hier noch ein Zuwachs von 3,6 % vermeldet werden. Das restliche Wachstum entfällt auf veränderte Wechselkurse (+ 7,3 %) und anorganisches Wachstum (+ 3,8 %), welches durch Unternehmenszukäufe erzielt werden konnte. Für das Gesamtjahr behält Henkel sein organisches Umsatzziel von 3 % bis 5 % jedoch bei. Lassen wir uns überraschen, ob das Management von Henkel recht behalten wird.
Das hat dazu geführt, dass viele Marktteilnehmer ihre Unternehmensanteile verkauften und so der Börsenkurs deutlich Richtung Süden gefallen ist. Solche extremen Übertreibungen bieten oftmals die Chance, erstklassige Unternehmen zu einem Schnäppchenpreis abgreifen zu können. Leider lassen die folgenden zwei Kennzahlen eher nicht auf einen Schnäppchenpreis schließen.
Kennzahl Nr. 1: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis
Meine Lieblingskennzahl ist eindeutig das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Das KGV ist eine wirklich sehr einfach zu ermittelnde Kennzahl und gibt einem ein grobes Gefühl dafür, ob die Aktie nun teuer oder günstig ist. Wichtig ist dabei — wie bei jeder anderen Kennzahl auch: Betrachtet man die Kennzahl für sich alleine, ist die Aussagekraft beinahe null, denn ob eine Aktie, die zu einem KGV von 20 gehandelt wird, nun teuer oder günstig ist, lässt sich nicht sagen.
Erst der Vergleich der Kennzahl mit historischen Werten oder dem KGV anderer Branchenunternehmen gibt Aufschluss darüber, ob es sich um Wucherpreise oder Schnäppchenpreise handelt. Bei manchen Unternehmen — vornehmlich Unternehmen mit hohen Wachstumsraten oder sehr stabilen Geschäftsmodellen — akzeptiert der Markt ein höheres KGV als bei anderen Unternehmen.
Vorsicht ist allerdings dann geboten, wenn der Unterschied zu den historischen Werten ausschließlich aufgrund einer fundamentalen Änderung der Geschäftsgrundlage zustande kommt. Ein Beispiel wären hier die Stromkonzerne in Deutschland. Zu Zeiten von sprudelnden Gewinnen aus den Großkraftwerken waren Investoren gerne bereit, hohe Aufschläge zu bezahlen, da die Gewinne als relativ sicher eingestuft wurden. Heute haben die Unternehmen mit der Energiewende zu kämpfen und die Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig. Die KGVs der Unternehmen sind im Vergleich zu früheren Jahren deshalb auch deutlich niedriger. Von Schnäppchen würde ich hier allerdings nicht reden.
Bei Henkel hat sich hingegen kaum etwas geändert. Lediglich das Quartalswachstum ist etwas bescheidener ausgefallen als in den vergangenen Jahren. Schauen wir uns daher nun die historische KGV-Entwicklung an und vergleichen diese mit dem erwarteten KGV für 2015:
2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015e | |
Gewinn pro Aktie * | 2,69 EUR | 3,42 EUR | 3,67 EUR | 3,76 EUR | 4,72 EUR |
Kurs ** | 45,34 EUR | 53,98 EUR | 72,95 EUR | 86,73 EUR | 99,13 EUR |
KGV | 17 | 16 | 20 | 23 | 21 |
* 2011 – 2014: www.henkel.de, 2015: www.finanzen100.de
** 2011 – 2014: Mittelwert aus Jahresanfangs- und Jahresschlusskurs, 2015: Schlusskurs 12.09.2015
In den Jahren 2011 bis 2014 wurde die Henkel-Aktie durchschnittlich zu einem KGV von 19 gehandelt. Mit der Gewinnprognose für das Jahr 2015 müsste man derzeit das 21-fache des Gewinns bezahlen, um Miteigentümer des Unternehmens zu werden. Also mehr als 10 % mehr als im historischen Durchschnitt.
Kennzahl Nr. 2: Die Dividendenrendite
Eine andere Möglichkeit den Preis einer Aktie einzuschätzen, ist der Vergleich der historischen Dividendenrendite mit der derzeit erwarteten Dividendenrendite.
2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015e | |
Dividende pro Aktie * | 0,80 EUR | 0,95 EUR | 1,22 EUR | 1,31 EUR | 1,44 EUR |
Kurs ** | 45,34 EUR | 53,98 EUR | 72,95 EUR | 86,73 EUR | 99,13 EUR |
Dividendenrendite | 1,8 % | 1,8 % | 1,7 % | 1,5 % | 1,5 % |
* 2011 – 2014: www.henkel.de, 2015: www.finanzen100.de
** 2011 – 2014: Mittelwert aus Jahresanfangs- und Jahresschlusskurs, 2015: Schlusskurs 12.09.2015
Auch hier ergibt sich das gleiche Bild: In der Vergangenheit erhielten die Investoren durchschnittlich eine Rendite von 1,7 %. Im Vergleich dazu ist der derzeitige Kurs mit einer erwarteten Dividendenrendite von 1,5 % immer noch rund 10 % teurer als im historischen Vergleich.
Das Fazit
Die Aktien von Henkel waren bereits vor der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse eher zu teuer als zu günstig. Durch die enttäuschenden Quartalsergebnisse wurde diese Überbewertung nun teilweise abgebaut.
Zwar ist Henkel ohne Zweifel ein erstklassiges Unternehmen — immerhin wurde an den Wachstumszielen für das Gesamtjahr 2015 nicht gerüttelt. Trotzdem empfinde ich persönlich den aktuellen Preis als zu teuer und würde mich über günstigere Kurse freuen. Denn dann kann ich endlich zu einem fairen Preis in ein erstklassiges Unternehmen investieren.
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Sven Vogel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.