Der Schaden von VW könnte der Gewinn von BMW und 2 anderen Autobauern sein
Der Emissionsskandal von Volkswagen (WKN:766400) läuft seit 3 Monaten und wir wissen immer noch nicht genau, wie schlimm die Sache für das Unternehmen enden wird. Es scheint, als würde jede Woche ein anderes Unternehmen der VW-Gruppe mit hineingezogen werden oder es werden immer mehr Angestellte beschuldigt, Teil der umfangreichen Vertuschungsaktionen gewesen zu sein.
In jedem Fall sollten die Probleme von VW der Gewinn anderer Autobauer sein. Die Frage ist nur: Wer wird am meisten davon profitieren? Um das zu beantworten, haben wir drei unserer Autoren aus dem Automobilbereich um ihre Meinungen gebeten.
John Rosevear
Wer profitiert von Dieselgate? Ich würde argumentieren, dass hier in den USA zumindest Toyota (WKN:853510) sich schon in Position bringt, um davon zu profitieren.
Bei den Amerikanern waren die sogenannten „clean diesels” sehr beliebt, denn VW bot einen guten Mittelweg zwischen Sparsamkeit, guter Beschleunigung und Fahrverhalten, das mehr an eine Sportlimousine erinnerte als an ein langweiliges Ökoauto (oder erweckte zumindest den Anschein).
Im Moment sind viele dieser ehemaligen VW-Dieselfans ziemlich schlecht auf die Wolfsburger zu sprechen und sie suchen nach Alternativen. Und hier betritt Toyota die Bühne mit einer brandneuen Version des Prius, die bald bei den Händlern eintreffen sollte – und die Kritiken sagen, dass der neue Prius mehr Fahrspaß verspricht, als man erwarten würde.
Frühere Versionen des Prius hatten viele Vorzüge, aber Fahrspaß war keiner davon. Sie waren nicht schnell, sie fuhren sich nicht besonders gut und die Bremsen fühlten sich… naja, irgendwie komisch an.
Toyota hat sich viel Mühe gegeben, all das bei dem neuen 2016er Prius zu ändern. Die Architektur ist komplett neu, wodurch der Schwerpunkt abgesenkt wird und die ganze Struktur stabiler wird. Das führt zu besserem Fahrverhalten – auf kurvigen Straßen macht es sogar Spaß. Und der Motor liefert mehr Power als beim alten Prius und ist dabei auch noch sparsamer.
Da die Benzinpreise immer noch bei etwa 2 USD pro Gallone stehen, war der Prius in letzter Zeit schwer an den Mann zu bringen. Die Verkäufe der Prius-Modelle sind dieses Jahr bis Ende November um 12 % gefallen. Der neue Prius wird wahrscheinlich auch keinen reißenden Absatz finden, wenn er in einem oder zwei Monaten bei den Händlern eintrifft. Aber ein paar neugierige ehemalige VW-Kunden könnten zu Toyota überlaufen.
Daniel Miller
Für mich könnte General Motors (WKN:A1C9CM) einer der größten Profiteure des Dieselskandals werden, der ja noch lange nicht ausgestanden ist. VW hat in den USA starke Anreize gegeben, um die Verkäufe anzukurbeln, aber im letzten Monat fielen die Umsätze um etwa 25 %. Trotzdem wird GM wohl nicht in den USA davon profitieren, sondern eher im weltgrößten Automarkt. In China.
GM und Volkswagen waren lange Zeit mit großen Abstand die beiden dominanten ausländischen Autohersteller in China. Auf den ersten Blick werden die Investoren vielleicht nicht glauben, dass VW negative Auswirkungen in China zu befürchten hätte, da sie dort nur sehr wenige Dieselmodelle verkauft haben. Aber diese Annahme könnte sich als falsch herausstellen.
Obwohl es keine direkten Auswirkungen auf die Verkäufe hat, könnten der indirekte Faktor, dass VW jetzt eine schwer angeschlagene Marke ist, und die negative Presse dafür sorgen, dass GM einen dominanten Marktanteil gewinnen könnte. Mitte Oktober hatte das chinesische Umweltministerium angekündigt, es würde eine Untersuchung der Fahrzeuge von VW geben. Dann veröffentlichte China Daily eine Liste der 10 schlechtesten Autos in China, wovon 3 von VW kamen – mehr als von jeder anderen Automarke.
Darüber hinaus hielt VW während der ersten drei Quartale inklusive Audi und Skoda einen Marktanteil von 17 % in China. Aber das war schon 200 Basispunkte unter dem Vorjahresniveau und das in einem Zeitraum, in dem die Industrieumsätze in China um 2,5 % gestiegen waren. Wenn diese Trends so weitergehen, dann ist GM in einer guten Position, um von den Problemen von VW zu profitieren und wertvolle Marktanteile im größten Automarkt der Welt zu gewinnen.
Travis Hoium
Seit Jahren hat VW sich selbst und seine anderen Marken als das bessere Produkt verkauft, weil es „deutsche Qualität” ist. Wenn du also deutsche Qualität suchst und keinen VW mehr haben willst, dann wirst du dir wahrscheinlich einen BMW (WKN:519000) ansehen, besonders seit die Luxusmarke des VW-Konzerns, Audi, auch in den Skandal hineingezogen wurde. Aber VW verliert nicht nur Audi-Kunden an BMW, die Verluste bei der nächsten Generation von Elektroautos könnten sogar noch schlimmer sein.
Die VW-Marken, darunter Audi, haben die Betonung in den letzten Jahren stark auf Elektroautos gelegt, darunter der Audi e-tron Quattro SUV, der kürzlich auf der L.A. Auto Show präsentiert wurde und bis 2018 bei den Händlern sein sollte. Diese Wende hin zu Elektroautos könnte der richtige Schachzug sein — selbst während des Dieselskandals. Aber ein geschwächtes VW wird dafür wahrscheinlich weniger Ressourcen zur Verfügung haben und eine schwächere Marke wird es in den kommenden Jahren auch schwerer haben, mit Rivalen wie BMW zu konkurrieren.
In der Zwischenzeit haben sich die BMW-Modelle i3 und i8 in den USA und international zu Verkaufsschlagern entwickelt. In den USA hat sich der i3 dieses Jahr bisher 9.602 mal verkauft. Der i8 kommt laut InsideEVs auf 1.609 verkaufte Modelle. Der i3 ist auch in Deutschland der bestverkaufte Stromer und rangiert weltweit auf Platz 3. Und 80 % der Käufer sind Neukunden.
BMW ist dabei, eine Marke im Bereich Elektroautos aufzubauen, etwas, das die VW-Familie in größerem Umfang auch tun wollte. Wenn man diesen Kavalierstart von BMW und den Vertrauensverlust von VW und Audi bedenkt, dann glaube ich, dass BMW sehr von den Problemen bei VW profitieren wird.
Der Verlust von VW ist der Gewinn von allen anderen
Diese drei Unternehmen könnten als die großen Gewinner aus dem Emissionsskandal hervorgehen, aber die ganze Industrie sollte durch den geschwächten Konkurrenten Rückenwind bekommen. Nach fast drei Monaten wissen wir immer noch nicht, wie schlimm der Skandal noch wird und du kannst wetten, dass jeder Rivale die Situation ausnutzen wird, um neue Kunden anzulocken – und VW könnte sich auf Jahre hin in einer schwachen Position im Wettbewerb befinden.
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Motley Fool empfiehlt General Motors.
Dieser Artikel wurde von Daniel Miller, John Rosevear und Travis Hoium auf Englisch verfasst und wurde am 12.12.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.