Börsennotierte Beteiligungsgesellschaften: Investieren in das Rückgrat der deutschen Wirtschaft
Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Industrie. Nicht umsonst sind 99 % der in Deutschland agierenden Unternehmen kleine und mittlere Unternehmen. Fast alle habe gemein, dass sie aufgrund einer meist schlankeren Struktur im Vergleich zu den großen Konzernen flexibler auf Veränderungen reagieren können.
Doch für Privatanleger gibt es nur wenige Möglichkeiten, sich direkt an den sogenannten Hidden Champions (unbekannte Weltmarktführer) zu beteiligen. Um an dem Erfolg mittelständischer Unternehmen zu partizipieren, kann man jedoch in börsennotierte Beteiligungsgesellschaften investieren.
Ich habe mir die zwei im S-DAX gelisteten Beteiligungsgesellschaften Indus Holding AG (WKN: 620010) und die Deutsche Beteiligungs AG (WKN: A1TNUT) näher angesehen.
Indus Holding AG
Das 1989 gegründete Unternehmen setzt sich eine nachhaltige Beteiligung und Weiterentwicklung von zumeist inhabergeführten Unternehmen zum Ziel. Daher rührt auch der Name Holding. Sie unterscheiden zwischen der Direktinvestition in ein neues Unternehmen oder zwischen der wirtschaftlichen Förderung bestehender Unternehmen. Unter eine wirtschaftliche Förderung könnten z. B. ein Zukauf oder die Internationalisierung eines bereits im Besitz befindlichen Unternehmens fallen.
Alle Unternehmen im Portfolio sollen auch nach der Übernahme wirtschaftlich und operativ eigenständig agieren.
Portfolio
Die Indus Holding AG war im Geschäftsjahr 2017 an 45 mittelständischen Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz beteiligt. Dabei konzentriert sich die Beteiligungsgesellschaft auf folgende Branchen:
Branche | Umsatz (in Mio. Euro) | Anzahl der Unternehmen |
Bau und Infrastruktur | 330,4 | 20 |
Fahrzeugtechnik | 394,1 | 24 |
Maschinen- und Anlagenbau | 375,1 | 23 |
Medizin- und Gesundheitstechnik | 155,2 | 9 |
Metalltechnik | 385,6 | 24 |
Insgesamt erwirtschafteten diese Unternehmungen im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von rund 1,6 Mrd. Euro, wobei gut die Hälfte des Umsatzes auf das Ausland entfiel.
Dividendenpolitik
Um die selbst gesteckten Ziele jederzeit umsetzen zu können, benötigt das Unternehmen genügend Eigenkapital. Deshalb schüttet Indus derzeit nur rund die Hälfte des Gewinns an seine Aktionäre aus.
So wurde für das Geschäftsjahr 2017 eine Dividende von 1,50 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Dies war zum damaligen Stichtag eine Dividendenrendite von 2,5 %.
Deutsche Beteiligungs AG
Als Abkömmling der Deutschen Bank (WKN: 514000) ist die DBAG heute ein eigenständiges Unternehmen und kann auf einen Erfahrungsschatz von mehr als 300 Beteiligungen zurückblicken!
Bei dieser gewaltigen Anzahl an Beteiligungen lässt sich auch direkt der Unterschied zur Indus Holding AG erklären.
Im Gegensatz zu Indus legt die DBAG in gewissen Abständen Fonds auf. An diesen Fonds können sich Investoren beteiligen (Private Equity). Durch die Beratung erhält die Beteiligungsgesellschaft eine Vergütung. Die DBAG beteiligt sich ebenfalls bei der Übernahme eines mittelständischen Unternehmens mittels eines Co-Investments.
Ziel der DBAG ist die strategische Weiterentwicklung ihrer Beteiligungen durch die hauseigene Investmentgesellschaft sowie der anschließende Verkauf.
Nach dem Verkauf aller im Fonds befindlichen Unternehmen erfolgt die Rückzahlung des investierten Kapitals an die Investoren samt zusätzlich erwirtschaftetem Gewinn. Nachfolgend wird ein neuer Fonds aufgelegt.
Weiterhin erwähnenswert finde ich zum einen die Eigenkapitalquote der Bilanzsumme im Jahr 2017 von 94,2 %! Zum anderen die Tatsache, dass der Drogerieunternehmer Dirk Rossmann der größte Einzelaktionär der DBAG ist und seine Aktienposition stetig ausbaut.
Portfolio
Im Februar 2019 besitzt die DBAG Anteile an 29 Unternehmen. Es sind Unternehmen aus den nachfolgenden Branchen vertreten:
Branche | Anzahl der Unternehmen |
IT, Medien, Telekommunikation | 8 |
Konsumgüter | 3 |
Automobilzulieferer | 2 |
Dienstleistungen | 1 |
Industriedienstleistungen | 2 |
Medizintechnik | 1 |
Maschinen- und Anlagenbau | 3 |
Industrielle Komponenten | 9 |
Dividendenpolitik
Im Jahr 2016 beschloss die DBAG eine Veränderung ihrer Dividendenpolitik. Es wird seitdem eine stabile Dividende ausgezahlt, die, wann möglich, erhöht werden soll. Dadurch sollen die Aktionäre dauerhaft am Erfolg beteiligt werden.
So wurde im Geschäftsjahr 2016/2017 eine stattliche Dividende von 1,40 Euro ausgeschüttet. Dies entsprach einer Dividendenrendite bezogen auf den durchschnittlichen Aktienkurs des Geschäftsjahres 2016/2017 von 3,9 %!
Für welchen Anleger ist eine Investition sinnvoll?
Beteiligungsgesellschaften sind für mich wie ein ETF, nur eben für den Mittelstand.
Wer also an die Zukunftsträchtigkeit der deutschen Wirtschaft glaubt und in meist unzugängliche mittelständische Unternehmen investieren will, ist sowohl bei der Indus Holding AG als auch bei der Deutschen Beteiligungsgesellschaft bestens aufgehoben. Die feinen Unterschiede der beiden Unternehmen habe ich bereits erwähnt.
Einen weiteren Vorteil sehe ich in der Expertise beider Unternehmen. Denn im Gegensatz zu den meisten Privatanlegern besitzen die Mitarbeiter einen großen Erfahrungsschatz und kaufen nicht die Katze im Sack.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Sven Rothermel besitzt Aktien der Deutschen Beteiligungs AG. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.