Fehler bei der Geldanlage – darum schneiden Privatinvestoren oft schlecht ab

Diverse wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Privatinvestoren im Durchschnitt schlechter als der breite Aktienmarkt abschneiden. Die nachgewiesene Unterperformance reicht dabei von 2 % pro Jahr (20-jährige Studie über US-Investoren von DALBAR) bis zu über 4 % jährlich (10-jährige Studie über kolumbianische Investoren von Balas). Woran liegt das? Schauen wir einmal, welche Fehler Investoren wie du und ich häufig machen. Denn nur wenn wir diese kennen, können wir sie auch vermeiden.
Zu viel handeln
Dieser Fehler kostet Investoren die meiste Rendite. Die untersuchten Privatinvestoren handelten einfach zu häufig. Laut einer Untersuchung von Barber und Odean wechselten Investoren innerhalb eines Jahres im Durchschnitt 75 % ihres Portfolios aus. Je mehr sie handelten, desto schlechter war ihre Rendite vor Transaktionskosten. Berücksichtigt man Handelsgebühren, verschlechtert sich das Bild weiter.
Um zu erklären, warum Investoren so viel handeln, hilft uns die Psychologie. Viele Menschen überschätzen ihre Fähigkeiten und versuchen kurzfristig den Markt zu timen. Sie verkaufen zum Beispiel, weil sie meinen, der Aktienmarkt sei überhitzt, und verpassen so unter Umständen den langfristigen Anstieg. Dazu passt, dass Frauen im Durchschnitt eine höhere Rendite als Männer erzielen. Der Grund? Sie neigen weniger zur Selbstüberschätzung und handeln entsprechend weniger. Noch besser schneidet nach einer internen Untersuchung des Vermögensverwalters Fidelity eine andere Gruppe ab: Die Investorengruppen mit der höchsten Rendite waren tote und inaktive Anleger.
Festhalten an Verlierer-Aktien und Verkauf von Gewinner-Aktien
Anleger verkaufen eher Aktien, mit denen sie im Plus liegen, als solche, bei denen sie Verluste realisieren würden. Ich selbst kenne das auch: Wenn eine Aktie schön gestiegen ist, bin ich eher geneigt, Gewinne mitzunehmen. Andersherum denke ich mir bei einer Aktie, die im Minus notiert, eher, dass diese ja wieder über meinen Einstiegspreis steigen könnte.
Dieses Verhalten lässt sich psychologisch erklären. Nämlich mit dem Dispositionseffekt. Verluste werden nach diesem ungefähr doppelt so stark empfunden wie gleich hohe Gewinne. Warum schmälert dieses Verhalten aber unsere Rendite? Weil es wahrscheinlich ist, dass sich gute Aktien auch weiterhin gut entwickeln werden. Wer Aktien wie Amazon, Netflix oder Nvidia nach den ersten 100 % Kursanstieg verkauft hat, konnte von dem danach einsetzenden Zinseszinseffekt nicht profitieren. Hier passt das Bonmot von David Gardner, einem der Gründer von Motley Fool: „Winners keep winning“. Weiterhin müssen Kapitalerträge in Deutschland versteuert werden. Im Regelfall verschwinden also mehr als 25 % der realisierten Gewinne direkt wieder bei einem Verkauf.
Schlechte Aktienauswahl
Schließlich kommen diverse wissenschaftliche Studien zu dem Ergebnis, dass Anleger zu stark in Aktien kleiner Unternehmen mit hohem Risiko (gemessen als Beta) investieren. Zudem investieren sie eher in Aktien mit günstiger Bewertung. Das kostet Rendite und lässt sich wiederum mit dem Überschätzen der eigenen Fähigkeiten begründen. Anleger versuchen zu häufig ein besonderes Investment zu finden, statt in bewährte, wachsende Unternehmen mit entsprechender Bewertung zu investieren. Was heißt das konkret? Der durchschnittliche Anleger investiert eher in TUI als in Booking Holdings. Kurzfristig mag ein Investment in TUI seinen Reiz haben, langfristig schnitt bisher immer Booking Holdings besser ab.
Halten wir also fest, worauf wir als Foolishe Investoren achten sollten: Wir sollten möglichst wenig handeln, den Verkauf von Aktien nicht von der bisher erzielten Rendite abhängig machen und nicht zu oft versuchen, exotische Schnäppchen zu machen. Somit sind wir gut aufgestellt, um langfristig überdurchschnittliche Renditen zu erzielen.
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Hendrik Vanheiden besitzt Aktien von Amazon, Netflix und Nvidia. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon, Netflix und Nvidia und empfiehlt die folgenden Optionen: Long January 2022 $1920 Call auf Amazon und Short January 2022 $1940 Call auf Amazon.