Jetzt in europäische oder in US-Aktien investieren? Goldman Sachs hat dazu eine klare Meinung
Die US-Investmentbank Goldman Sachs (WKN: 920332) ist bekannt für ihre Finanzmarktprognosen. So prognostizierte das Unternehmen zum Beispiel Anfang des Jahres deutlich steigende Aktienkurse für das Jahr 2023 und lag damit bisher richtig. Letzte Woche veröffentlichte Goldman Sachs nun einen – wie ich finde – lesenswerten Bericht darüber, welche Aktien heute attraktiver erscheinen. Aktien aus den USA oder aus Europa?
US-Aktien sind vergleichsweise hoch bewertet
Um sich der Frage anzunähern, schaut Goldman Sachs zunächst auf die Bewertung. Gemessen an den in diesem Jahr erwarteten Gewinnen liegt das KGV von europäischen Aktien im Durchschnitt bei 13. Im Gegensatz dazu werden US-Aktien zum 19-fachen erwarteten Gewinn gehandelt.
Für die traditionell höhere Bewertung von US-Aktien gibt es zwar Gründe, etwa einen höheren Anteil an Technologie-Unternehmen in den USA (die oft stärker wachsen und entsprechend höher bewertet sind) sowie einen ausgereifteren US-Kapitalmarkt. Diese Gründe führen dazu, dass US-Aktien im Median der vergangenen 20 Jahre rund 20 % höher bewertet waren als ihre europäischen Pendants.
Doch heute beträgt der Bewertungsunterschied rund 45 % und ist damit so hoch wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Dies sieht Goldman Sachs als nicht nachhaltig an und geht daher davon aus, dass sich diese Lücke mittelfristig wieder verkleinern wird.
Goldman Sachs: „Europäische Aktien haben Aufholpotenzial“
Doch welche Faktoren genau sollen zu einem besseren Abschneiden von europäischen Aktien beitragen? Goldman Sachs sieht folgende fünf Faktoren:
Höhere Zinssätze
Die vielen wachstumsstarken Technologieunternehmen in den USA profitierten besonders von den historisch niedrigen Zinsen der letzten Jahre. Nun werden diese überdurchschnittlich stark von hohen Zinssätzen getroffen sein. Ähnlich sieht es bei tendenziell hoch verschuldeten US-Verbrauchern aus. In Europa seien die Auswirkungen höherer Zinsen weniger stark.
Europäische Unternehmen sind globaler aufgestellt
Unternehmen aus Europa erzielen laut Goldman Sachs beinahe 60 % ihrer Umsätze außerhalb Europas. Bei US-Unternehmen liegt dieser Anteil nur bei knapp 30 %. Dadurch sollten sie stärker vom globalen Wachstum profitieren. Dieses Wachstum sollte durch einen schwächer werdenden US-Dollar begünstigt werden.
Regulierung und Risiken in Europa verbessern sich
Die Körperschaftssteuern in Europa sind gesunken. Die europäischen Banken (die einen hohen Anteil in den großen europäischen Indizes haben) seien aufgrund der Regulierung der vergangenen Jahre heute widerstandsfähiger. Und auch die Staatsanleihen seien aufgrund von EZB-Zusagen heute weniger ausfallgefährdet.
Gewinnspannen sollten sich normalisieren
Gemessen am Umsatz und am BIP seien die Gewinnspannen der US-Unternehmen heute außergewöhnlich hoch. Dies sei – auch vor dem Hintergrund aktueller Gewerkschaftsforderungen – nicht nachhaltig und sollte somit zu mittelfristig weniger stark steigenden US-Aktien beitragen.
Übernahmen und Aktienrückkäufe
In letzter Zeit sei es in Europa verstärkt zu Übernahmen – auch durch Private Equity – gekommen. Diese würden die Preise europäischer Aktien treiben. Gleiches gilt für Aktienrückkäufe, die in Europa auf Mehrjahreshöchststände gestiegen seien.
Meine Meinung
Ich finde die Einschätzung von Goldman Sachs sehr interessant und habe selbst in den letzten Monaten einige europäische Aktien gekauft. Dennoch besteht über 80 % meines Depots aus US-Aktien. Dabei wird es bleiben – „Wette niemals gegen Amerika“.
Denn ich sehe die USA unabhängig von kurzfristig steigenden Zinsen oder einem schwächer werdenden US-Dollar weiterhin als das in wirtschaftlicher Hinsicht langfristig am besten positionierte Land an. Dies wird für mich besonders deutlich, wenn ich auf Zukunftsthemen wie künstliche Intelligenz, Cybersicherheit oder digitales Bezahlen schaue. Entsprechend investiere ich weiterhin vorwiegend in US-Aktien.
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Hendrik Vanheiden besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.