Crash, Rallye, Seitwärtsphase? Warum du immer (!) vorsichtig bei Marktprognosen sein solltest!

Kommt der Crash, gibt es die nächste Seitwärtsphase oder steuern wir direkt auf die nächste Rallye zu? Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Derzeit mehren sich aber wieder die Prognosen dazu, was passiert. Besonders verzwickt wird es, wenn dann auch noch gesagt wird, wann es passiert.
Solche Marktprognosen sind stets mit Vorsicht zu genießen. Bekanntlich hat niemand die magische Kristallkugel, die zielsicher die Zukunft des Aktienmarktes vorhersagt. Selbst sie hätte vermutlich Schwierigkeiten aus dem Einheitsbrei von globalen Handelsbeziehungen, makroökonomischen Zahlen, Angst, Gier und weiteren Emotionen sowie unvorhersehbaren Events eine klare Prognose abzugeben.
Genau das ist das Kernproblem: Marktprognosen sind häufig so unsicher, dass sie in den meisten Fällen falsch sind. Sei daher vorsichtig, wenn du vom nächsten Crash, der nächsten Rallye oder auch einer Seitwärtsphase liest. Denn solche Meinungen lesen sich wie Fakten. Sind aber in der Regel nur eine Komposition aus einzelnen und selektiv herausgenommenen Indikatoren, die zu einer These passen.
Marktprognosen: Wie häufig Analysten bei Crash, Rallye und Co. daneben liegen!
Für meinen heutigen Artikel habe ich mal geschaut, wie häufig Analysten zum Crash, einer Rallye oder allem dazwischen daneben liegen. Bemerkenswert oft. Um auch das direkt zu sagen: Deshalb werde ich mich wohl auch nie in die Richtung äußern. Und, wenn, dann lediglich als klare Meinung darstellen. Das ist es, was es letztlich immer sein wird.
Bemerkenswert ist jedoch, dass die vermeintlichen Vollblut-Profis eine Münzwurf-Wahrscheinlichkeit aufweisen, wenn es um die grundsätzliche Tendenz des Marktes innerhalb eines Jahres geht. Laut einer Studie der CXO Advisory Group sind insbesondere solche kurzfristigen Prognosen regelmäßig falsch. Die Auswertung kam zu dem Entschluss, dass über Zeiträume von einem, drei, sechs und neun Monaten von 68 Marktbeobachtern die Analysen in 52 % der Fälle falsch waren. Das heißt: Wenn wir als Investoren entgegen derer Empfehlung gehandelt hätten, wäre unsere Trefferquote leicht besser als ein Münzwurf gewesen. Ein vernichtendes Urteil, wenn du mich fragst.
Aber es wird noch besser. Einige Marktprognosen verweisen ja gerne auf die technische Analyse als heiligen Gral. Bunte Linien, Muster aus der Vergangenheit. Und ein bisschen Voodoo? Die Zahlen zeigen: Ja, durchaus Voodoo. Denn von den untersuchten 27 technischen Analysten lagen die Prognosen lediglich in 44 % der Fälle richtig. Das ist für mich ein klarer Kontraindikator. Mit der Gegenseite hättest du hier definitiv häufiger gewonnen.
Das zeigt bereits, dass es kaum möglich ist, kurzfristig in die Zukunft zu schauen. Wenn es selbst den vermeintlichen Profis so schwer fällt, Crash und Korrektur näherungsweise exakt zu bestimmen: Wie sollen wir das bloß schaffen?
Auch Kursziele und Tendenzen sind schwierig
Aber es bleibt nicht nur beim Crash und der Korrektur. Eine jüngere Auswertung der Jahre 2022 und 2023 zeigt, dass Analysten Schwierigkeiten mit Tendenzen haben. Zum Jahre 2023 äußerten sich die meisten Analysten verhalten neutral bis leicht pessimistisch. Sie verwiesen auf die hohen Zinsen, de hohe Inflation und die schwelende Rezession. Übrigens: Alles Aspekte, die man damals gut beobachten konnte. Nur waren die Rückschlüsse auf den Markt bedeutend falsch.
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Der Durchschnitt der 22 Analysten, die zum damaligen Jahreswechsel den S&P 500 bewerteten, gaben für das Folgejahr im Durchschnitt einen Anstieg um 6,2 % an. Dabei reichte die Range von einem Minus von 11,2 % bis 24 %. Übrigens: Analysten, die ein Kursplus von 24 % sahen, wurden damals belächelt. Ein einzelner traute sich eine derart gewagte Prognose zu. Barclays Capital prognostizierte gar, dass das Jahr 2023 als eines der schwärzesten in der Börsengeschichte von fast vier Jahrzehnten eingehen würde. Autsch. J. P. Morgan sprach von einer Rückkehr zu den 2022er Tiefs, Fidelity von einem unvermeidbaren Downturn. Doppel- und dreifach Autsch.
Was passierte in der Realität? Der S&P 500 erzielte einschließlich Dividenden eine Gesamtrendite von 26 %. Dabei stieg der US-Index um 24 % allein im Wert. Chapeau an den Analysten mit seiner mutigen Prognose. Buh für alle Analysten, die den Crash nahen sahen. Sie falschen, wie so häufig, mit ihrer Prognose daneben.
Crash, Rallye & Co.: Es passiert so viel dazwischen!
Bei allen Modellen, die Analysten aufstellen, dürfen wir eines niemals vergessen: Es passiert in jedem Jahr eine Menge. Crash oder Rallye ergeben sich nicht anhand bekannter Daten. Sie sind in den Markt irgendwo eingepreist. Denn alles, was Analysten sehen, kennt der Markt bereits.
Aber genau das erschwert es, konkrete Prognosen abzugeben. Betrachten wir dazu erneut das Jahr 2023: Im März ist plötzlich die Silicon Valley Bank (SVB) in die Insolvenz gerutscht und zog die Credit Suisse gleich mit. Die US-amerikanische Notenbank hat massiv die Zinsen erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Stärker, als es vom Markt erwartet worden ist. Noch im November 2022 bracht FTX zusammen und ließ den Krypto-Markt kurzfristig einbrechen. Solche Ereignisse, schwarze Schwäne, entscheiden häufig über die kurzfristige Performance.
Wenn niemand einen Mechanismus entwickelt, um solche Ereignisse vorherzusehen, wird wohl auch niemand einen Crash oder eine Rallye zielgenau bestimmen können. Deshalb sollten wir es wohl auch eher nicht versuchen. Meine Tendenz ist eher: Der S&P 500 wird in den kommenden 30 Jahren wohl um 7 % bis 9 % pro Jahr steigen. Damit lehne ich mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster.
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Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.